Der Ohlsdorfer Friedhof - der größte Parkfriedhof der Welt - ist einmalig schön.
Schön durch seine friedvolle Stille - seine vielseitige und homogene Parkanlage - seine filigranen und vielfältigen Kunstwerke. Sie zeigen in unterschiedliche Grabanlagen den Gestaltungsspielraum der jeweiligen Zeit. Zusammen bilden sie ein Gesamtkunstwerk, das Ihresgleichen sucht. So steht der Margarethenbrunnen nicht im Widerspruch zu den neu angelegten Kolumbarien - ebenso wenig der arabische Friedhof zum Garten der Frauen.
Im nördlichen Teil des Friedhofs - unweit der Skuptur Schicksal baute in jüngster Zeit ein Künstler zu Lebzeiten seine moderne Grabanlage, die ihrer Zeit voraus ist - gleichwohl ansatzweise bei manchem älteren Grabstein Vergleichbares wiedererkennen lässt. Kunst ist beständig und wiederkehrend. Ganz im Gegensatz zu den Bewohnern dieser friedvollen Gemeinde.
Um so unverständlich ist jeder Eingriff in diese Verbundenheit. Leider entwendeten Metalldiebe aller Voraussicht nach
- 2014 zwei Bronzestatuen des Künstlers Auguste Moreau (1834-1917): VENUS IN DER MUSCHEL sowie AM BRUNNEN VOR DEM TORE (4.+ 5.Foto)
Doch auch im Innenstadtbereich von Hamburg sowie anderen markanten Orten vergreifen sich brutal vorgehende Diebe an Kunstwerken, sägen sie ggfs. auch an Fußgelenken ab, nur um deren geringen Metallwert (da innen überwiegend hohl) gegen wenige Euro einzutauschen.
- 2021 wurde im Grindelhochhaus-Areal in Harvestehude die Skulptur „Großer Speerträger“ des Künstlers Fritz Fleer umgeworfen und lag auf dem Boden am Wegesrand (1.Foto). Zum Glück nicht geraubt, wie sonst oft üblich. Das Bezirksamt Eimsbüttel hatte die beschädigte Bronze vom zuständigen Fachamt sicherstellen lassen. Die Sanierung bleibt abzuwarten.
- 2020 FAUNSBRUNNEN, 1961 von Ursula Querner am Fahrenort in Lurup sowie REIFENSPIELER, 1966 von Henrik Böhlig am Eckhoffplatz in Lurup (10.Foto)
- 2019 PAAR AUF PFERD, 1962 von Karl Heinz Engelin gefertigte Bronzeskulptur und von der SAGA an der Franzosenkoppel / Spreestraße in Hamburg-Lurup aufgestellt (9.Foto)
- 2017 TÄNZERIN im Jenisch Park. Inzwischen steht "sie" wieder. Ob als Nachbildung oder im Original konnte bisher nicht in Erfahrung gebracht werden
- 2015 Ameisenhinterteile und - köpfe an der Liebermannstraße in Othmarschen nun schon zum dritten Mal; letztlich kamen sie unerwartet und beschädigt zurück
- 2014 am Familiengrab vom Hagenbeck den lebensgroßen Bronzelöwen TRIEST (1915)
- 2011 die Bronzeplastik DER REDNER des Bildhauers Richard Steffen (1903-1964) vom 1960 aus dem neu gestaltetem Ehrenhain für 55 Hamburger Widerstandskämpfer*innen
Der kulturelle Schaden ist immens, da die Figuren prägend für ihren Standort sind. Sie wurden bzw. konnten nicht in jedem Fall nachgebildet oder gar wiedergefunden werden. Betroffen sind u.a.:
- 2014 in der Brüder-Grimm-Schule in Billstedt zwei FLAMINGO (1960) des Künstlers Kurt Bauer (1906-1981)
- 2013 DER STILLE GESELLSCHAFTER von Inka Uzoma (*1947) nahe der U-Bahnstation Niendorf Nord (3.Foto)
- 2012 auf den Alsterwiesen am Rothenbaum die EURYDIKE (neben Orpheus / 1958) von Ursula Querner (1921-1969 / 2.Foto)
- 2011 am Busbahnhof von Norderstedt die Doppelplastik DIE STELZENLÄUFER (1986) von Fred Tuynmans (*1938)
- 2009 im Park zum Ortsamt Rahlstedt EVA vom Künstler Bernd Stöcker (*1952 / 6.Foto)
- 2008 einer der zwei Bronze-Kraniche (1952) des Künstlers Hans Martin Ruwoldt (1891 -1969). Nur noch die Füße des oberen Kranichs sind vor der Wohnanalage am Hufnerweg zu erkennen. Da es keinen Gipsabdruck gibt wie bei Eurydike, wird die Paarung nicht umsetzbar sein.
- 2007 die etwa 250kg schwere Installation „Z E I T“ des Künstlers Horst Hellinger (1946 - 1999) aus dem Innenhof der Landesvertretung Hamburg in Berlin
- 2002 in der Kunsthalle eine Bronzeskulptur TORSO des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti (1901-1966) während der Langen Nacht der Museen durch Austausch gegen ein Holzimitat.
Nachdenklich macht allerdings auch der Umgang mit den Kunstwerken durch die Stadt. Gleich wer dafür die Verantwortung trägt - Kulturbehörde, Schulbehörde, Bezirksamt oder andere öffentliche Einrichtungen - die Betreuung lässt mehr als zu wünschen übrig. So ist allein bei Baumaßnahmen eine Vielzahl von Kunstwerken zerstört worden bzw. abhanden gekommen.
So fehlen seit den Neubau der Räume für die Theaterkasse der Staatsoper und dem Abriß der alten Räumlichkeiten in der Gr.Theaterstraße die Reliefs von
- Friedrich Sieveking (1798-1872)
- Dr. Carl Friedrich Petersen (1809-1892)
Beide (7.+8.Foto) waren Hamburger Bürgermeister und Förderer der Staatsoper! Der Verbleib des Bleiglasfensters im Inneren der Theaterkassse bleibt bisher ungeklärt.