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Foto zum Thema <%= Friedhof des Waisenhauses%>   
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Begräbnisstätte des Waisenhauses

- religiöser Ort -

Auf dem Weg zur Kapelle 3 führt ein Weg ab, die Ilandkoppel. Unter dieser Belegenheit befindet sich auch der Eingang zum jüdischen Friedhof, allerdings vom Ohlsdorfer Friedhof mittig durch einen verschlossenen Zaun getrennt. Gleichwohl sollte der Weg auf Ohlsdorfer Seite begangen werden, denn er führt zu den Hamburger Waisengräbern aus dem 20. Jahrhundert. Darauf verweist der rötlichem Sandstein mit der Inschrift:

BEGRAEBNISS-STAETTE DES HAMBURGER WAISENHAUSES. 1903. 

JUGENDAMT HAMBURG 1934.

JESUS SPRICHT: „ICH BIN DIE AUFERSTEHUNG UND DAS LEBEN. WER AN MICH GLAUBT, DER WIRD LEBEN     JOHANNES 11,25

 

Ergänzt wird der historische Teil dieser Grabanlage durch

  • ein großes schwarzes Kreuz auf einem Granitstein, an dem eine Kupferplatte befestigt ist. Dort steht geschrieben: Ruhestätte der infolge des Brandes 3. Juli 1906 aus dem Gewölbe unter Turm u. Portal der Grossen St.Michaelis Kirche überführten Gebeine (4.Foto)
  • eine bronzene Frauenskulptur, die sich mit dem rechten Arm trauernd auf einer Granitstele abstützt (2.Foto).

 

Viele der Kindergräber verweisen auf eine Zeit nach 2000 hin. Sie bilden durch den bunten Grabschmuck aus Fotos, Spielzeug und Figürchen einen fröhlichen Eindruck trotz der damit verbundenen traurigen Schicksale. Weitere Kinder-Gemeinschaftsgräber befinden sich auf dem britischen Garnisonsfriedhof, zwischen Männer und Frauen, die von 1945 - 1958 in Hamburg stationiert waren und hier verstarben.

 

In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich der Grabstein für die Schwestern des Diakonissenhauses Elim. Der Grabstein für die Erzieherin Franziska Jahns für die Kinder des Bankiers Moritz Warburg wurde von Richard Luksch angefertigt. Das Grab von Konny Lühring, Erzieherin der Söhne von Rudolf Karstadt, ist leider aufgegeben worden.

 

 

Waisenhäuser gab es in Hamburg an den Vorsetzen, in der Averhoffstraße und Admiralitätsstraße. Die Kinder im Säuglingsalter kamen über die Gotteskastenordnung von St.Nikolai vom 18.12.1527 als Teil der Allg. Armenordnung entsprechend den Reformen von Johann Bugenhagen ins Haus. Sie entsprachen in etwa den heutigen Babyklappen. Größere Kinder wurden schlicht vor die Kirchentür gesetzt und am Gotteskasten geklingelt. So sollen sich bereits 1665 über 1000 Kinder die knapp vorhandenen Bettchen geteilt haben. Zu der Zeit bekamen Familien bis zu 15 Kinder; Tod der Mutter im Kindsbett war nicht selten. Die Kindersterblichkeit war im 18.Jh. hoch. Jeden 4.Tag starb ein Kind.

 

 

1842 beschlagnahmte der Senat das Waisenhaus Admiralitätsstraße zur Nutzung als prov. Rathaus, denn das war durch den Hamburger Brand vollständig vernichtet worden. Vorübergehende Ausweichstation für die Kinder wurde u.a. das Wirtschaftsgebäude des St.Johannis Klosters.

Im Waisenhaus blieben die heranwachsenden Kinder bis zur Schulentlassung nach Vollendung des 14. Lebensjahres. Bis dahin hatten viele von ihnen ein Handwerk gelernt. Mädchen blieben als Hausmädchen ein Jahr länger dort.

Betreut wurde das Waisenhaus vom Waisenhaus-Kollegium. Daraus wurde 1910 die Behörde für öffentliche Jugendfürsorge, die nachfolgend in Jugendbehörde umbenannt wurde. Geesthacht mit Bergedorf + Ritzebüttel mit Cuxhaven bekamen Außenstellen, da sie damals noch zu Hamburg gehörten. Erster Direktor war der spätere Bürgermeister Dr. Johannes Petersen. Förderer waren so bekannte Namen wie Jobst van Overbeck, Johann Hinrich Wichern, Stifter Johann Peter Averhoff oder die Senatoren Sillem, Karl Sieveking und Dr. Amandus Abendroth.

Sie veranlassten den Kauf von Flächen in Ohlsdorf für Grabstätten für verstorbene Waisenkinder:

  • 31.10.1843 bei Kapelle 1: ein Genossenschaftsgrab mit 87 Grabstellen
  • 1919-1964 bei Kapelle 9:  Flächen für weitere 50 Grabplätze.

 

 

Erschreckend und deshalb zwingend aufzuführen ist der Gedenkplatz für nicht bestattete Kinder von 1999. Denn Todgeburten unter 1000g Körpergewicht und unter 35cm Körperlänge wurden noch vor 1991 als „Klinikmüll“ entsorgt. Erst danach begann ein Umdenken; den Embryos - auch Sternen-, Engels- oder Schmetterlingskinder genannt - durfte ein Name gegeben werden, der in einer amtlichen Geburtsurkunde mit Sterbevermerk aufgeführt wird. Unter der Skulptur eines angedeuteten Embryos am Gedenkplatz liegen u.a. beschriebene Kieselsteine, abgelegt von trauernden Eltern für ihre nicht bestatteten Kinder (5.+ 6.Foto).

Ebenso nachdenklich macht die Erinnerung an die Kindertransporte von 1938-1939. Die von Frank Meister in Lebensgröße erstellten Bronzeplastiken sind sowohl Denkmal für die nach England glücklich ausgereisten Kinder als auch für die Kinder, die mit Zügen der Deutschen Reichsbahn in Konzentrationslager deportiert oder für medizinische Versuche mißbraucht wurden.

 

(Waisen-)Kinderabbildungen wurden oftmals als Skulpturen aus Bronze oder Marmor mehreren Grabsteinen beigefügt; so u.a.

  • Familie JOHNE (1931)
  • Gottlieb Leonhard Gaiser aus Württemberg; Gründer einer Ölmühle in Harburg sowie eines Waisenhauses durch zwei Kinder-Bronze-Skulpturen (1894 von R. Grütner / 7.Foto) mit dem Schriftsatz: „Wohltäter der ärmeren Kinderwelt L. Gaiser, dem Gründer ihres Waisenhauses“.
  • Familie COHEN (1904 von Fritz Behn) durch das Abbild eines nackten Knaben, auf einem  weißen Obelisk sitzend.
Adresse: Ilandkoppel bei Kapelle 3 in 22337 Hamburg-Ohlsdorf
Verkehrsanbindung: U-Bahn Station Ohlsdorf

Homepage:  ohne