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Paternoster

- Umlaufaufzug -

Es gibt sie noch und sie werden rege genutzt: die Paternoster-Umlaufaufzüge beispielhaft im Kontorhaus Steinhöft (6.Etagen), in der Finanzbehörde (7.Etagen) oder im Bezirksamt Eimsbüttel (11.Etagen). Sie stehen unter Denkmalschutz. Interessant ist die Nutzung des Aufzugs im Levantehaus. Dort wird der Paternoster als Werbeeinheit genutzt (siehe 5.Foto).

Doch was ist ein Paternoster und seit wann gibt es ihn?

Boris Meyn schreibt in seinem historischen Kriminalroman "Die rote Stadt", dass in Hamburg 1886 im Hafen ein riesiger Komplex heranwächst, die Speicherstadt, seine rote Stadt. Hier wie auch im benachbarten Dovenhof gibt es Fernsprecher (der Hörer befand sich noch an einem Kabel), elektrisches Licht und den ersten Paternoster-Aufzug des Kontinents. Weiter geht es in seinem Krimi mit einem Leichenfund, doch das ist eine andere Geschichte.

Elevator - der Ursprung stammt aus London. Dort wurde bereits 1884 ein technisches Gerät entwickelt, dessen mit Dampf betriebe Hydraulik Pakete des Hauptpostamtes vertikal in verschiedene Etagen transportieren konnte. Daraus entstand durch den Briten J.E. Hall der heute bekannte Umlaufaufzug, nunmehr durch einen Motor betrieben.

Diverse aneinandergereihte und aufeinanderfolgende Kabinen bewegten max. 2 Personen fortlaufend von Etage zu Etage - rauf und wieder runter. Die Geschwindigkeit ist so reduziert, dass der Einstieg für zwei Personen gut umsetzbar ist und lästiges Treppensteigen vermieden wird. Vorausgesetzt, die nutzenden Personen halten sich an die Vorschrift und nehmen keine sperrigen Gegenstände mit "an Bord" (Leitern, Einkaufswagen, Fahrräder). Wer beim untersten bzw. obersten Geschoß nicht aussteigt, fährt weiter und landet auf der Gegenstrecke. Hüte und Mützen sind dabei festzuhalten.

Diese Idee übernahm Hamburg und Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in den Amtsgebäuden und Kontorhäuser insgesamt mehrere Hundert Paternoster. Und ja, der Name hat Bezug zur Kirche. Die lateinischen Worte für das "Vater unser" werden oftmals im Zusammenhang mit einem Rosenkranz ausgesprochen. Die Einheiten der Gebetsschnur sind ebenfalls aneinandergereiht und aufeinanderfolgend, sollen aber nur beim Zählen helfen.

 

Auch das Kontorhaus Bieberhaus am Hauptbahnhof - benannt nach Theodor August Bieber, dem Leiter einer hiesigen ehemaligen Volksschule - besaß/besitzt einen Paternoster (7.Foto). Der war aktiv in einer Zeit, da das Finanzamt Oberalster noch Nutzer des Gebäudes war. Leider soll die Wartung der Maschinerie für den Paternoster durch die Behörde nicht in dem Umfang veranlaßt worden sein wie erforderlich. Irgendwann war Schluss mit der Nutzung und das sich eigentlich ständig in Bewegung befindliche Fortbewegungsmittel wurde still gelegt - die Betriebserlaubnis wurde versagt.

Das denkmalgeschützte siebengeschossige Bieberhaus selbst wurde 2018 flott gemacht durch Sanierung und Einbau von modernen Büroräumen. Auch die besonderen Erfordernisse für die Nutzung von Räumen für das Ohnsorg-Theater wurden beachtet; immerhin fährt die U-Bahn unter dem Gebäude durch und deren Lärm und Vibration durften sich nicht auf die Arbeit des Theaters auswirken.

Doch zurück zum stillgelegten Paternoster. Sein Erhalt war Dank Denkmalschutz gesichert. Doch für einen neuen Betrieb bedarf es einer neuen Betriebserlaubnis! Eine Verlängerung war nicht möglich, da die bisher bestehende erloschen war. Doch - o Graus - fand sich in ganz Deutschland und vermutlich auch europaweit - keine Anweisung, wie Paternoster betrieblich genehmigt werden könnten. Die Zeit war über dieses historische Relikt hinweggebraust, nicht real aber hinsichtlich der behördlichen Bestimmungen. Was nun passiert, bleibt abzuwarten.

 

2018 erhielt ein Kunsthistoriker den Auftrag, das unter Denkmalschutz stehende Flüggerhaus am Rödingsmarkt zu inspizieren. Dabei entdeckte er den weltweit ältesten funktionsfähigen Paternoster, eingebaut bei der Errichtung des Kontorhauses in 1908. Lediglich Wartung der Technik und Sanierung der Kabinen waren erforderlich. Die gewaltigen Zahnräder befanden sich im Kellerbereich, erreichbar durch eine Stahlwendeltreppe. Übrigens befindet sich unweit davon auch noch die Kabine eines ehemaligen Fahrstuhls - wohl auch aus der Zeit?! Dazu fehlen allerdings die Obergeschosse.

Weitere erwähnenswerte Paternoster befinden sich in Hamburg im Laeiszhof, im Bezirksamt HH-Nord an der Kümmelstraße oder in der Behörde für Inneres - leider nicht zugänglich, da Hochsicherheitsbereich.

 

Es ist allgemein bekannt, dass das Theater Kampnagel am Osterbek-Kanal - eines der größten Theaterzentren für zeitgenössische Produktionen in Europa mit internationalem Ruf - früher der Standort und die Betriebsstätte eines Eisenwerkes für die Herstellung von Großmaschinen wie Krananlagen und Transportanlagen war. Unterschiedlich Ausführungen sind am Bremer Kai beim Hafenmuseum zu sehen. Weitere Exemplare stehen in der HafenCity oder am Holzhafen in Altona (Drehwippkräne aus 1939).

Weniger bekannt ist, dass das angrenzende denkmalgeschützte Gebäude Jarrestr. 20-26 in Winterhude – heute Standort für Intendanz und Technik – früher ebenfalls einen Herstellungsbetrieb beherbergte. Dieser begann 1865 als der Schlosserei Heinrich Conrad Ernst Eggers in der Hamburger Altstadt und fertigte u.a. Kunstschlosserarbeiten an. Dazu zählen die Kandelaber am Jungfernstieg und die Bronzetür im Turmsaal des Hamburger Rathauses.

Unabhängig davon kaufte die Firma Friedrich Kehrhahn die Werkzeugmaschinenfabrik Wimmel & Landgraf von 1882 auf, die Paternoster reparierte und baute. Die beiden Stahlbaubetriebe Eggers und Kehrhahn fusionierten in den 50er-Jahren mit der Düsseldorfer Rheinstahl zur Rheinstahl Eggers-Kehrhahn GmbH und stellten Fahrtreppen und Aufzüge her.

Und eben auch Paternoster in der Jarrestraße. Als nun 2023 das Gebäudeensemble saniert werden sollte, entdeckten die Ingenieure eine vollständig erhaltene Paternosteranlage hinter Holzverkleidungen auf allen 5 Etagen. Sie war 1953 stillgelegt und danach vergessen worden. Die beeindruckende Maschinerie befindet sich im Dachgeschoss (9.+ 10.Foto). Zwar ist sie nicht die älteste Anlage dieser Art – die befindet sich seit 1908 im Flüggerhaus am Rödingsmarkt 19. Doch hier ist die Ausgestaltung der einzelnen Kabinen besonders. Die sind teilweise unterschiedlich ausgestaltet – mal nur aus Holz, mal in Leder etc. – und war als „Ausstellungsstück“ gedacht!

Nur wird auch dieser Paternoster hergerichtet, damit er der Öffentlichkeit nach Fertigstellung präsentiert werden kann (8.Foto).

Adresse: diverse Standorte

Homepage:  ohne
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