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Gasthof HOHELUFT in Meilsen bei Buchholz i.d.Nordheide

- Historischer Ort -

Am 03. Mai 1945 kapitulierten die verantwortlichen Machthaber Hamburgs, namentlich Generalmajor Alwin Wolz, Gauleiter Karl Kaufmann und Bürgermeister Vincent Krogmann und übergaben dem britischen Brigadegeneral Spurling kampflos die Stadt.

Zuvor hatten couragierte Verantwortliche aus Hamburg im Gasthof HOHELUFT im Ort Meilsen bei Buchholz in der Nordheide dazu den Weg bereitet trotz der Einsicht, bei Entdeckung vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt zu werden. Als Parlamentäre und ausgestattet nur mit einem Betttuch als weißer Fahne trafen

  • der Kinderarzt Prof. Hermann Burchard (1899-1973), Divisionsarzt in Harburg sowie jüngerer Sohn des Hamburger Bürgermeisters Johann Heinrich Burchard,
  • Dr. Otto von Laun (1915-2000) - Sohn des Völkerrechtlers und Pazifisten Prof. Rudolf von Laun (1882-1975) - Leutnant im Dienst des Kampfkommandanten Alwin Wolz und mit hervorragenden englischen Sprachkenntnissen ausgestattet,
  • Dr. h.c. Albert Schäfer (1881-1971), Direktor der Phoenix-Gummiwerke in Harburg und einziger Zivilist unter den drei Emissären ((Schäfer war von 1946-1955 Präses der Handelskammer (dort ist der Albert-Schäfer-Saal ist nach ihm benannt), von 1951-1954 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages sowie 1952 Mitbegründer des Atlantik-Brücke e.V.))

am 30.04.1945 im Gasthof Hoheluft auf den Vertreter der westlichen Alliierten den

  • British Captain Thomas Martin Lindsay (1905-1981), Commandant of the Seventh Armoured Division. Lindsay, der vor Kriegsbeginn an der Universität Oxford als Musikprofessor arbeitete und  fließend deutsch sprach.

Die Hamburger unterbreiteten ihm den Wunsch nach Einstellung des Beschusses auf die Phönix-Werke, weil die Fabrikräume als Volkssturm-Lazarett auch für britische Kriegsgefangene genutzt und darin keine kriegsrelevanten Fabrikationen hergestellt wurden. Diese Bitte trug Prof. Hermann Burchard in Deutsch vor, Otto von Laun übersetzte sie ins Englische und verhandelte entsprechend und Hauptmann Lindsay antwortete auf Deutsch. Über den Verzicht der Angriffe auf die Phönix-Werke wurden sich die Gesprächspartner zügig einig. Doch Captain Lindsay erreichte nur bei dem Zivilisten Schäfer die Bereitschaft, Schreiben an die Hamburger Militärführung mit der Forderungen zur Kapitulation weiterzuleiten.

Dagegen stand der Erlass des Führungsstabes Nordküste, eingegangen am 21.03.1945, dass alle deutschen Gebiete für den Fall, dass sie in Feindeshand zu fallen drohten, ganz zerstört werden sollten. Also galt auch für Hamburg mit rund 1,1 Millionen Bewohner*innen eigentlich der Befehl der verbrannten Erde.

 

Doch die Weitsicht und Kriegserfahrung des gleichwohl überzeugten Nationalsozialisten und Kampfkommandant Alwin Wolz (1897-1978) setzte sich gegenüber Hamburgs NS-Gauleiter und Reichsstatthalter Karl Kaufmann (1900-1969) mit Sitz im Budge-Palais (Initiator und Unterzeichner des Groß-Hamburg-Gesetzes von 1937) und weiteren Entscheidungsträgern durch, dem sinnlosen Befehl nicht Folge zu leisten.

Zumal Wolz zuvor durch Schäfer allein die entsprechenden britischen Schreiben erhalten und daraufhin sein weiteres Vorgehen abgestimmt hatte. Während Kaufmann danach  in entsprechenden Gesprächen mit Großadmiral Dönitz, Generalfeldmarschall Busch und Reichsführer-SS Heinrich Himmler in Berlin im Sinne Hamburgs zu intervenieren versuchte wurde bekannt, dass A. Hitler sich das Leben genommen hatte. Sicherlich wird dieses Ereignis auf das Hamburger Gesuch in der Berliner Heeresführung zu einer positiven Entscheidung beigetragen haben!

 

  • Die 7th Armoured Brigade (7. Panzerdivision) hatte in Hamburg nach der Kapitulation bis März 1952 ihr Hauptquartier im Hotel Vier Jahreszeiten aufgeschlagen.

 

  • 1987 trafen sich die betagten Herren Otto von Laun und Thomas Lindsay wieder. Natürlich im Landgasthaus HOHELUFT am inzwischen „historisch“ gestalteten alten Verhandlungstisch. Dort ist von den Beiden nachzulesen im Gästebuch: "Aus ritterlicher Feindschaft entwickelte sich Freundschaft."

 

 

2020 Das Erinnern an 75 Jahre Kriegsende mit dem Gedenken an die Nacht der Befreiung konnte aufgrund der Corona-Pandemie in geplanter Form nicht stattfinden. Obwohl es für viele der noch lebenden Überlebenden dieser Kriegs- und Gräueltaten vermutlich der letzte Jahrestag gewesen wäre, an einer Gedenkfeier u.a. in der Gedenkstätte KZ Neuengamme teilzunehmen. So wurde im Mai 2020 das Erinnern mit Rückschau, vor allem aber mit Blick auf die Gegenwart und in die Zukunft in digitalen Formaten wahrgenommen. Denn viele Zeitzeug*innen haben ihre Erinnerungen aufzeichnen lassen, sodass ein unmittelbarer Kontakt auch für die Zukunft möglich bleibt.

 

Adresse: Hoheluft 1 in 21244 Buchholz-Meilsen
Telefon: 04181 92110

Homepage:  www.landgasthof-hoheluft.de