Eine der bedeutenden Synagogen befand sich im rückwärtigen Raum von Wohnhäusern in der Poolstraße 11-14 (Zweiter Tempel / Einweihung 1844). Die Pläne stammten vom Architekten Johann Hinrich Klees-Wülbern (1800-1845) im Auftrag der liberalen Juden des Israelitischen Tempelverbandes. Sie zeichneten sich u.a. dadurch aus, dass die Rabbiner in Deutsch als Prediger bezeichnet wurden und die Predigt anhand eines deutschsprachigen Gebetbuches erfolgte. Doch ähnlich wie in Moscheen waren der große Gebetsraum für Männer im Erdgeschoßbereich vorbehalten; die Räume für Frauen befanden sich auf Emporen.
Die Synagoge Poolstraße wurde durch Kriegseinwirkungen zerstört und nicht wiederaufgebaut. Von den vorhandenen Ruinen ist noch erkennbar der Rundbau der Apsis. Sie und das angrenzende Umfeld werden von einer PKW-Werkstatt genutzt. Inzwischen ist der weiße Putz am gesamten Gebäuderest abgefallen und die freiliegenden Ziegel sind der Witterung ungeschützt ausgesetzt. Obwohl das sich in sehr schlechtem Zustand befindliche „Gebäude“ unter Denkmalschutz steht, wurden bisher mit Stand Ende 2017 vom Denkmalschutzamt keine dringend erforderlichen Erhaltungsmaßnahmen vorgenommen.
Die nahegelegene Synagoge Kohlhöfen 19/20 der orthodoxen aschkenasischen Juden (Einweihung 1859), gebaut von dem in Hamburg vielseitig aktiven Architekten Albrecht Rosengarten (1810-1893), wurde 1934 abgerissen und das Grundstück an die Stadt verkauft.
Nur wenige Häuser weiter hatte bereits 1899 Eduard Hallier und weitere Mitglieder der Patriotischen Gesellschaft von 1765 die erste Ausleihe für mit 6000 Bücher für das einfache Volk realisieren können. 1909 entstand unter Öffentliche Bücherhalle (6.Foto) die erste Zentralbibliothek Hamburgs, eröffnete durch Hugo Groothoff (er war auch als Architekt für den Bau der Synagoge D.S. Wallichs Klause in der Neanderstraße verantwortlich). Erst die Renditebestrebungen der stadteigenen Sprinkenhof AG forderten die endgültige Aufgabe der Räumlichkeit Kohlhöfen 26 für öffentliche Nutzung. Der geforderte Mietzins war für diese Art Vermietung nicht umsetzbar. Fazit: Stadt schlägt Stadt!!!
Erwähnenswert sind auch die ehemaligen Synagogen
- am Bornplatz (Einweihung 1906 / neben der jüdischen Talmud Tora Schule) im 2.Weltkrieg zerstört und nicht wiederaufgebaut. Die Synagoge am Bornplatz hob sich von den anderen Bauten ab, weil sie freistehend genau von Westen nach Osten orientiert lag. Heute ist auf dem freien Platz der Grundriss des Synagogengebäudes nachvollziehbar kenntlich gemacht worden. Entsprechende Gedenkschilder weisen auf die besonderen Orte hin. an der Rutschbahn,
- an der Hoheluftchaussee,
- am Dammtor (damals mit äußerlich erkennbaren orientalischen Mosaiken),
- an der Elbstraße in Altona (Architekt E.G. Sonnin / verantwortlich auch für den Wiederaufbau der 1750 abgebrannten St.Michaelis Kirche)
- in der Langen Reihe (heute Königsreihe) in der damals noch selbstverwalteten Stadt Wandsbek.
Neue Synagogen befinden sich seit 1960 in der Straße Hohe Weide (Eimsbüttel) und in der Bernadottestraße (Othmarschen).
Die ehemalige Tempelsynagoge von 1931, erbaut von den Architekten Felix Ascher und Robert Friedman unter Rothenbaumchaussee 132, ist eines der letzten großen Synagogenbauten in Deutschland mit bis zu 1200 Plätzen. Aus dem schmucklosen mächtigen Kubenbau im Bauhausstil sticht nur das große Fenster in Form der jüdischen Menora (siebenarmiger Leuchter) hervor und erinnert an den „Neuen Israelitischen Tempelverein“, dem das Gebäude sieben Jahre lang als Dritter Tempel als Nachfolgeeinrichtung für die Poolstraße diente. Nach der Pogromnacht des 09.11.1938 folgte der Zwangsverkauf und 1953 der Ankauf durch den NDR (damals noch als NWDR).