Das Alte Krematorium an der Alsterdorfer Straße wurde 1932 durch das unter Denkmalschutz stehende Neue Krematorium ersetzt. Architekt war Fritz Schumacher, der als Standort eigentlich Flächen am Schanzenpark vorsah. Doch die Bevölkerung hatte Vorbehalte gegenüber einem Krematorium in der Nähe von Wohngebieten, sodass der Senat sich für den Ohlsdorfer Friedhof als Standort entschied. Dort gelang Schumacher mit dem zeitgenössischen und „durchs Feuer gegangenen Klinker“ und den Bronzetüren, umgeben von offenen Wandelgängen, Freitreppen und den vorgelagerten Terrassen ein monumentales kubisches Bauwerk. Der trapezförmigen Ostgiebel bildet mit seinen damaligen zwei Feierhallen das Zentrum der Anlage. Ihm kunstvoll vorgesetzt ist der goldene Vogel Phönix (Sinnbild von Auferstehung und Unsterblichkeit, der immerwährend aus der Asche zur Sonne aufsteigt, nachdem er sich in gewissen Abständen dort verbrannt hat / 1.Foto) sowie die gesamte Klinker-Keramik von Richard Kuöhl (1880-1961 / 6.Foto). Den eingeschossig wirkenden Giebel überragt der mit einer Uhr geschmückte Schornstein als Ausdruck der westlich orientierten Betriebsseite mit einer Leichenhalle, vier Öfen im Untergeschoss und den nötigen Verwaltungsräumen.
Im hellen 16m hohen Innenraum der historischen Fritz-Schumacher-Halle (vormals Halle B) beeindrucken die 9m hohen und nur knapp 40cm schmalen Seitenfenster mit abstrakter Gestaltung des aus Ungarn stammenden jüdischen Glasmalers Ervin Bossányi (2.Foto). Aussagen geben das linke Fenster mit dem Hinweis auf den Künstler und das Atelier Kuball sowie das südöstliche Fensterband über dem seitlichen Ausgang zur Cordes-Halle. Dort verbergen sich die Abbildung einer Taube mit Quitte seines kleinen Sohnes Jo und auf drei blauen Schrifttafeln der Hinweis: DA IST JO’S LIEBLING DER UNBEMERKT HERRLICHE FRÜCHTE WEIT VOR ALLEM TRAURIGEN FINDET.
Während die farbigen schmalen Glasfenster an beiden Stirnseiten mit den Darstellungen von einer abstrakt lodernden „Flamme“ aus blau-goldenen Mosaiken und einen Lebensbaum von Heinrich Jungebloedt (1894-1976 / 3.+ 4.Foto) die Aufmerksamkeit des Betrachters einfängt, werden die zwei figürliche Darstellungen Mandolinenspielerinnen aus Holz auf Säulen (1931) auf der Ostempore vom Holz- und Steinbildhauer Karl Opfermann (1891-1960) erst auf den zweiten Blick wahrgenommen (2.Foto). Sie „umrahmten“ einst eine Kleinorgel von Hans Henny Jahnn, die vermutlich bei Umbauarbeiten abgebaut wurde. Die Holzfiguren bilden einen Gegenpart zu den Zwei Trauenden des Bildhauers Ludwig Kunstmann (1877-1961 / 5.Foto), die außerhalb des Krematoriums auf hochaufragenden kannelierenden Bronzesäulen zu beiden Seiten des Treppenaufgangs platziert sind.
1953 wurde die Feuerbestattungsanlage um eine weitere Feierhalle (Halle C) mit farbigen Glasfenstern des Zeichners und Gebrauchsgrafiker Alfred Mahlau (1894 - 1967), einer Leichenhalle sowie Funktionsräumen erweitert.
1967 erhielt der Architekt Heinz Jürgen Ruscheweyh den Auftrag für eine Grundinstandsetzung. So ließ die Stadt die Terrassenanlage erneuert und die Dachflächen weitgehend mit Kupfer verkleiden.
2013 erfolgte eine weitere Gebäudeumgestaltung durch die Architektenbüros tsj (tönies + schroeter + jansen freie architekten gmbh) für die Erweiterung und Dohse Architekten für die Sanierung des Zentralgebäudes. Die kleine Feierhalle (vormals Halle A) aus 1953 wurde abgerissen und dafür zwei weitere Feierhallen (nunmehr neben der historischen Fritz-Schumacher-Halle die Cordes-Halle + Linne-Halle), eine Urnenkrypta und ein Gastronomiebereich (8.Foto) errichtet.
Mit der Sanierung des Zentralgebäudes wurde der ursprünglichen Zustand der Dächer wiederhergestellte und der Standort der ehemaligen Feierhalle zum Kolumbarium (7.Foto) umgestaltet; mit Urnenregalen aus gekalkten Eichenplatten mit Fronten aus Glas bzw. hellem portugiesischen Kalkstein. Eine Fahrstuhlanlage bereichern das innere Ensemble.
Seit 1949 steht dem Neuen Krematorium gegenüber in der Verlängerung der Mittelachse das "Mahnmal für die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung“. Es erinnert nachweisbar daran, dass im Krematorium von 1940-1942 aus dem Konzentrationslager Neuengamme 1019 Tote verbrannt worden sind (9.+ 10.Foto).