Wer die Kibbeltwiete sucht, denkt wahrscheinlich vorrangig an die HafenCity mit ihrer Kibbelstegbrücke. Und tatsächlich befand sich eine Kibbel Twiete auch im ehemaligen bewohnten Gebiet des Grasbrook, der heutigen Speicherstadt.
Doch das damals selbständige Altona hatte seine Kibbeltwiete unweit der St.Trinitatis-Kirche (3.+ 4.Foto). Dort befand sich im 17. bis 19.Jahrhundert die Stadtmitte von Altona. Durch die Einwirkungen und Zerstörungen im 2. Weltkrieg entstand eine Freifläche rund um die Kirche; sie strahlte langjährig eine gewisse Insellage zum Zentrum der Gemeinde mit Gemeindehaus und dem umliegenden Quartier aus. Das soll nun geändert werden! Der Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-West / Südholstein, vertreten durch bauwerk KIRCHLICHE IMMOBILIEN, baut zusammen mit der Hauptkirchengemeinde St. Trinitatis Altona auf eigenem Grundstück nördlich der Kirche ein „Gebäudeensemble im Grünen“ mit unterschiedlichen kirchlichen, sozialen und diakonischen Nutzungen.
Dabei wird ein freiraumplanerischer Verbindungsweg entstehen zwischen den neu zu bauenden Rotklinkerhäusern mit abfallenden Dächern sowie der denkmalgeschützten Kirche in Verbindung mit einem teilweise zu erhaltenen Grünzug und dem gegenüberliegenden Jüdischen Friedhof Altona. Selbst der ehemalige Brunnen mit den zwei Pelikanen von Künstler Ernst Hanssen (1907-1989 / 5.Foto) wird einen neuen optischen Glanzpunkt setzen.
Im Frühjahr 2022 begannen die ersten Grabungsarbeiten. Dabei stießen die Fachfirmen auf ein einzigartigen Bodendenkmal-Ensemble, das neben Gräbern des 17. bis 19. Jahrhunderts auch zahlreiche Hausgrundrisse aus dem 18. Jahrhundert erkennen ließen (1.+ 2.Foto). Das Archäologische Museum Hamburg wurde gerufen und deren akribischen Grabungsarbeiten entlang der ehemaligen Straßenzüge mit Namen wie Kibbel Twiete, Grüne Straße und Prinzenstraße beförderte u.a. ein altes Sandsteinrelief mit dem Wappen von Altona, eine teilweise erhaltene Kachelwand im Souterrain und viele Alltagsgegenstände wie Keramik, Bestecke, Taschenuhren, Nähmaschinen und Glas ans Tageslicht. Vermutlich werden die Funde zum Tag des offenen Denkmals 2022 durch das Archäologische Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Weitere Ausgrabungen sind wohl noch bis Oktober geplant. Danach wird das alte Stadtzentrum Altona wieder „im Erdreich versinken“ und darauf das "Trinitatis Quartier" entstehen mit Pilgerherberge, Sozialwohnungen und einer Kindertagesstätte.
Der Turm der St.Trinitatis scheint die Geschichte des Kirchenbaus wiederzugeben. Denn bereits 1688 wurde er in seiner ursprünglichen Form an diesem Ort in Ottensen errichtet. Er wurde dann 1742 übernommen für den Bau einer Pfarrkirche, um nach 1943 Bestandteil der jetzigen Kirche zu werden.
Inhaltlich ist der 17.07.1932 von Relevanz. An dem sogenannten Blutsonntag unterschrieben 21 Pastoren ein Bekenntnis, das in dieser Kirche verlesen wurde. Wesentlich die Festlegung der Trennung von Kirche und Staat; der Beginn der Bekennenden Kirche.