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Foto zum Thema <%= Schulmuseum / St. Pauli%>   
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Teile des Beitragstextes wurden entnommen dem Beitrag von Dr. Silke Urbanski auf Grundlage der Recherchen von Dominik Kloss M. A.

Hamburger Schulmuseum

- Museum -

Es begann alles in der ehemaligen Rudolf Ross Schule in Hamburg-Neustadt. Dort wurden Räumlichkeiten genutzt, um Exponate aus den Beständen von Hamburger Schulen zu sammeln. Die offizielle Eröffnung fand am 21.10. 1991 statt.

Mit Ende des Schuljahres 2000/ 2001 wurde Mitten im Herzen von St.Pauli das denkmalgeschützte Schulgebäude in der Seilerstraße neuer und endgültiger Standort für das Schulmuseum. Es bewahrt, erforscht und zeigt Schulgeschichte aus über 150 Jahren. Die alten Ausstattungsmerkmale aus der Kaiserzeit - Holzvertäfelungen in den Gemeinschaftsräumen (Bibliothek, Turnhalle etc.) - bis hin zu einer historischen Schulstunde im zeitgerecht ausgestatteten Klassenzimmer (4.Foto) sind das besondere Angebot des Schulmuseums.

 

Das Museum bietet Schauräume der Hamburgischen Schulgeschichte - mit den Schwerpunkten Deutsches Kaiserreich und Nationalsozialismus - und eine Präsenzbibliothek aus diversen Sammlungen und Sachspenden. Renzel, Lineale oder Schiefertafeln, historische Urkunden, Bücher oder Kartenmaterialien (die Kulturkarte war damals noch nicht dabei) sowie ausgestopfte Tiere für den Biologie-Unterricht und physikalische Gerätschaften aus vor über hundert Jahren sowie Fotos und Schulmobiliar aus den damaligen Zeiten gewähren spannende Einblicke in die Schulzeit unserer Vorfahren. Auch Rohrstöcke - damals eine gängige und erlaubte Straf- bzw. Erziehungshilfe - soll irgendwo im Museum noch bereitliegen!

 

Natürlich findet sich dort auch eine große Vorlage für die ehemaligen altdeutschen Schriftsprachen „Sütterlin + Kurrent“ (3.Foto). Ergänzt wird das Angebot durch interessante Ausstellungen zu den jeweiligen Themenbereichen Kaiserzeit, Weimarer Republik, Nationalsozialismus sowie Nachkriegszeit.

 

Auch Subsellien* sind zu bewundern und auszuprobieren. Was das ist? Die ältesten der Besucher*innen werden es noch am eigenen Leibe erfahren haben, hatten sie doch eine Vielzeit ihres damals noch jugendlichen Lebens darin verbracht. Doch die Antwort gibt ein Besuch vor Ort im Schulmuseum.

Unerwartetes erlebte man u.a. bei einem Besuch einer historischen Unterrichtsstunde an einem Sonntag ab 15.00h:

  • Frisch gewaschen und gekämmt,
  • Hals, Gesicht und auch die Händ',
  • willst du dir dein Näslein putzen,
  • darfst du nicht den Ärmel nutzen,
  • und ein reines Taschentüchlein
  • darf auch nicht vergessen sein.

Das Morgenlied wird nach der Melodie von "Morgen kommt der Weihnachtsmann" gesungen.

 

Das Schulgebäude ist darüber hinaus außen ausgestattet mit zwei Portraitmedaillons zwischen den 3 Bogenfenstern. Sie bilden ab die zwei Initiatoren für den Bau dieses privaten Schulgebäudes der Reformierten Gemeinde. Es sind Johannes Bugenhagen (links) und Ulrich Zwingli (rechts) aus dem 16. Jahrhundert.
 

In der Phase der Auflösung der Weimarer Republik wurde in der Aula der Schule in der Bleickenallee, dem heutigen Gymnasium Altona, ein Bronzedenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs enthüllt. Es bildete ab einen lebensgroßen nackten Jüngling mit ausgebreiteten Armen, nach Auffassung Vieler die Idealgestalt eines deutschen Jünglings in opferbereiter Hingebung. Dem damaligen künstlerischen Zeitgeist entsprach der Altonaer Bildhauer Friedrich Westphal (1890-1979). Die  Skulptur steht auf einer Text-Tafel mit dem Wortlaut: Deutschland muss leben und wenn wir sterben müssen! 1914-1918.

Ein gleichlautender Text steht ebenfalls bis heute auf dem 76. Denkmal am Dammtor aus der Zeit des Nationalsozialismus von 1939-1945. Denn zu den damaligen Zeiten waren Opferbereitschaft und Hingabe für das Deutsche Reich wesentlicher Bestandteil der schulischen Erziehung.

  • Nach 1945 verschwanden sie, die plastischen Zeitzeugen der Nationalsozialisten. Auch der Jüngling. Allerdings wurde der erst 1968 entfernt mit der Begründung, dass die Skulptur nach einem Gutachten des Denkmalpflegers nur einen geringen künstlerischen Wert hätte und dass der nackte Jüngling den neu an die Schule kommenden Mädchen nicht zugemutet werden könnte!
  • 1982 forschten Wissende zum 100jährigen Jubiläum der Schule nach der Skulptur und fanden sie im Palmenhaus unweit des heutigen Bargheer-Museums im Jenisch-Park. Zur Feierlichkeit wurde sie Bestandteil einer Installation, an der sich der Leistungskurs Kunst von Klaus Waschk und der Bildhauerin Doris Waschk-Balz mit einem Gegendenkmal beteiligten.
  • 1989 wurde die Bronzestatue in den schmalen Vorgarten des Schulmuseums im Rahmen der Ausstellung Krieg in der Schule - Schule im Krieg versetzt. Der Jüngling (1930 / 8.Foto) soll erinnern an 221 Schüler und sechs Lehrer der Oberrealschule Ottensen, die im 1.Weltkrieg umkamen.
  • 2024 veränderten Schülerinnen einer nahegelegenen Schule im Rahmen eines Geschichtsworkshops das Geschlecht der Figur. Aus dem Knaben wurde ein Mädchen; symbolisiert durch Kleid und Friedenstauben auf den ausgestreckten Armen und auf dem Kopf (8.Foto).

 

Das Schulmuseum ist weiterhin daran interessiert, seine Sammlung von Gegenständen zu erweitern, die in den Schulen Hamburgs bis ca. 1960 Verwendung fanden. Daher freut es sich um weitere Geld- und Sachspenden. Schularbeiten aus den 60er-Jahren finden sich auf einem gesonderten Beitrag.

 

 

Diese Schule besuchten u.a. bekannte Persönlichkeiten wie ab

 

Das Kulturkarte.de-Team geht davon aus, dass das Schulmuseum alsbald auch den digitalen Zeitgeist aufgreifen und den Werdegang der Informatik in den Schulen präsentieren wird. Eine einmalige Zeit, in der die Schüler*innen ihren Lehrer*innen halfen, sich in diesem neuen Medium zurechtzufinden.

Unsere Teammitglieder haben diese Zeit miterlebt und durch fachkundige und verständnisvolle Begleitung manche Lehrkraft auch in Fächern wie Geschichte und Deutsch digital unterstützen können. Dafür gab es gute Noten und auch mal ein "Auge zugedrückt", wenn das eigentliche Unterrichtsthema nicht so gelungen war. Die digitale Verarbeitung war eben auch eine große Leistung - Zuse sei Dank!

 

Die Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V. nutzt weitere Räume in dem historischen Gebäude für Kunstausstellungen.

 

*Subsellien sind Sitzbänke mit Tisch aus einem Stück für je zwei Schüler*innen. Diese Art Bänke findet sich in aktueller Nutzung noch in Kirchen.

 

Adresse: Seilerstr. 42 in 20359 Hamburg-St. Pauli
Verkehrsanbindung: U3 Station St.Pauli u. S1 u. S2 Station Reeperbahn sowie Bus 37 Station Davidstraße

Homepage:  www.hamburgerschulmuseum.de
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