Kaum zu Glauben. Zur Zeit der Fertigstellung der barocken Christianskirche um 1738 gehörte der Ort Ottensen noch zum dänisch regierten Pinneberg. Logisch, dass der Namenspatron der dänische König Christian VI. wurde.
1897 konnte Dank des wohlhabenden Altonaers Günther Ludwig Stuhlmann (1797-1872) die evangelisch-lutherische Kirche um eine Turmhaube mit Dachreiter erweitert werden. Hans Gottfried von Stockhausen gestaltete die Fenster im Turmraum.
Im Turm der Christianskirche bilden 42 Glocken das älteste Carillon Deutschlands. Es wurde zur 200-Jahr-Feier 1938 eingebaut und geweiht. Es handelt sich um ein an einem Stocktisch zu bespielendes handbetriebenes Glockenspiel. Drückt man einen Stock, wird die jeweilige Glocke angeschlagen. Die größte Glocke wiegt 1.100kg, die kleinste 20kg. Alle zusammen mit einen Gewicht von 5.400kg wurden abgebaut, auf dem Glockenfriedhof in Veddel gelagert, um nachfolgend für die Rüstungszwecke im 2.Weltkrieg eingeschmolzen zu werden. Dazu kam es nicht, denn der amerikanische Verbindungsoffizier Percival Price erkannte diese Glocken wieder. Vor dem Krieg hatte er in der Kirche selbst drauf gespielt. Der nachfolgende Transport und Wiedereinbau in die Christianskirche konnte danach organisiert werden.
Der Taufstein soll gar aus dem 13. Jahrhundert sein.
Auf dem angrenzenden entwidmeten Friedhof befinden sich u.a.:
- Die Grabanlagen des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) neben seiner Frau Margarete (Meta / 1728-1758 mit dem gemeinsamen Sohn) sowie seiner zweiten Gattin Johanna Elisabeth (1747-1821) begraben. Heinrich Heine soll 1833 dazu bemerkt haben: "Die Ufergegenden der Elbe sind wunderlieblich. Besonders hinter Altona, bei Rainville. Unfern liegt Klopstock begraben. Ich kenne keine Gegend, wo ein toter Dichter so gut begraben liegen kann wie dort."
- Das Grab von Johann Daniel Lawaetz
- Das Grabmal der Familie Jahnn, entworfen vom Schriftsteller Hans Henny Jahnn. 1994 wurde es durch die Stiftung zur Erhaltung der Kulturdenkmäler der Freien und Hansestadt Hamburg wiedererrichtet.
- Eine Statue des Grafen Conrad Daniel Graf von Blücher, Oberpräsident in Altona.
- Der Grabstein einer Familie Hans Meyer. Sie ist nicht identisch mit der des Architekten Hans Meyer (1867-1949), bekannt u.a. für seinen Entwurf 1930 für die damalige Altonaer Seefahrtsschule (dem heutigen ArchiteckturCampus) an der Rainvilleterrasse sowie für diverse Gebäude des Altonaer Spar- und Bauvereins (Genossenschaft).
Doch Ottensen und seine Klopstock-Kirche sind auf der Höhe der Zeit. Zum Reformationsjubiläum 2017 sendete der NDR-Fernsehgottesdienst aus der Christianskirche von der Musikwerkstatt „Solange die Sonne aufgeht, gibt es Zukunft“. Dazu sagt der Psalmdichter Jonathan. „Erhebt eure Stimmen, denn Lieder können Flügel verleihen, wenn wir am Boden kleben.“ Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs predigte anschließend über Lieder wie „Tears in Heaven“.
Und die Christuskirche befindet sich erfreulicher Weise auch im Blick des Bundeshaushaltsauschusses. Der beschloss 2014, Fördermittel in Höhe von 77.500 Euro für den Erhalt der Bausubstanz aufgrund von Feuchtigkeit und Insektenbefall an Holztreppen und Dachstuhl zu finanzieren.