Sie sind hier: Kulturkarte.de >  News >  Fatale Aussichten

30.12.2022

Fatale Aussichten

Zwischen Weihnachten und Sylvester noch eine Prise Kultur zu nehmen, entsprach dem Gedanken der Kulturbehörde, für das zurückliegende Fest 2022 Kultur zu schenken. Das schien funktioniert zu haben, denn die Kunsthalle war Ende Dezember 2022 sehr gut besucht.

Angekommen im Traditionshaus der Kunsthalle wurde bekannt, dass die aktuelle Ausstellung Femme Fatale in der Galerie der Gegenwart zu sehen war. Also traditionell die Treppen runter in den Souterrain, unter dem Freiplatz untendurch in die zuvor genannte Galerie. Dort erfuhr man, dass sich die Ausstellung im zweiten Obergeschoss des Unger-Baus befand ….. und der Fahrstuhl defekt ist! Leider ließ er sich nicht kurzfristig reparieren, denn die Fachfirma soll die benötigten Ersatzteile (wegen Lieferengpässen) nicht auf Lager gehabt haben?!.

Fatale Aussichten, denn nun musste auch ein Gehbehinderter aus dem Keller (= Souterrain) die steilen langgezogenen drei Treppeneinheiten bis zur Ausstellung per Pedes erklimmen. Schon im 1.Obergeschoss war man davon atemlos und dankbar, die passende weitere Themenausstellung ATMEN (30.09.22-12.02.23) vorerst als Zwischenstation wahrnehmen zu können. An über 100 Werken wurden die unterschiedlichen Facetten des Atmens und seiner Darstellung in der Kunst der Alten Meister und der Gegenwart erkennbar.

Es ging dann irgendwann weiter und endlich schaute FEMME FATALE (09.12.22-10.04.23) einem mit vollen verführerischen Blick machtvoll entgegen, natürlich?, nein – eher zeitgemäß angepasst gendergerecht! Ein Bezug auf die #MeToo-Bewegung war ebenso gewollt wie die Betrachtung aus dem männlichen Blick (male gaze). Die Galerie erklärte dazu, dass die Femme Fatale „für ein bildlich fest codiertes weibliches Stereotyp steht: die sinnlich-erotische und begehrenswerte Frau, deren vermeintlich dämonisches Wesen sich darin offenbart, dass sie Männer so in ihren Bann zieht, dass diese ihr verfallen – mit oftmals fatalem Ausgang".

Bis auf das Ölbild Madonna (1957 / Eigentum der SHK) von Edvard Munch (1863-1944) – das Werk stach hervor und war das kunstgerechte Highlight der Ausstellung – war noch Luft nach oben! Also folgte der mühsame Abstieg und dann die künstlerische Erlösung beim Wiedereintritt in das Traditionshaus und den Muschelkalkbau. Hier funktionierte die Technik und auf der obersten Etage beginnend begrüßten einen beim Ausstieg aus dem Fahrstuhl die Bilder von Philipp Otto Runge (1777-1810). Das Bild der Hülsenbeckschen Kinder (1806) zeigt, dass Kontakte zwischen Mann und Frau auch positiv ausgehen können. Der Verfasser dieser Zeilen weiß das zugut; denn er ist voller Stolz 8-facher Opa!


Folgende ältere Nachrichten aus unserem Archiv
könnten Sie ebenfalls interessieren:

Besser scheitern (28.02.2013)
Hamburger Autorenvereinigung (02.08.2007)
Das kulturelle Mecca steht in Hamburg (18.02.2007)
Eröffnung der „Mahjong“-Ausstellung (11.09.2006)