Die Elbe brennt, mochte man am 31.12.11 um Mitternacht Höhe Elbkilometer 598,5 am südlichsten Zipfel des Bundeslandes Hamburg glauben. Doch es war ein Sylvesterfeuerwerk, dass von der Inhaberfamilie Sellhorn aus ihrem „Leuchtturm“ heraus die BesucherInnen und Gäste für das Neue Jahr willkommen hieß.
Von Geesthacht flussaufwärts kommend steht dort nach einer langen Rechtskurve am Oberlauf der Elbe das Zollenspieker Fährhaus - ähnlich wie der Leuchtturm auf Neuwerk ein gewaltiger weithin sichtbarer Solitärbau. Erstmals 1252 urkundlich erwähnt in der "Liber privilegorium quadratos" No. XI von Herzog Albrecht von Sachsen. Und damit freigesprochen von „allen Einhebungen + volkssprachlich Ungeld“ nicht aber von Zollabgaben. Damit wurde aus dem Fährhaus auch eine Station zur Erhebung von Elb- und Landzoll, die diese Funktion erst 1863 einstellte. Während sich daraus der erste Teil des Namens ergibt, erklärt sich SPIEKER folgendermaßen: wesentliche Aufgabe der Zöllner ist der vorausschauende Blick nach zu verzollendem Gut. Die Lage des Zollturms ermöglichten ihnen das Ausspähen (Spieken) von „Kunden und Waren“ sowohl über Land als auch Wasser.
Im historischen Teil der denkmalgeschützten Anlage befindet sich in der Vierländer Stube mit einer der ältesten Mauern in Hamburg. In ihr hauchten die Kranken während der Choleraepidemie von 1892 in Hamburg ihr Leben aus ebenso wie später Heinrich Heine seine Schwester Charlotte Embden, geborene Heine (1800-1899) hier verheiratete. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof Bornkampsweg in Hamburg-Bahrenfeld beigesetzt.
Und fast selbstverständlich überschwemmte die große Flut von 1962 das Gebiet entlang der Elbe auch hier und setzte das Fährhaus unter Wasser. Doch als das städtische Gemäuer verfiel und das historische Baudenkmal zur Ruine verkam, kaufte der Architekt Bodo Sellhorn (1933-2007) der Stadt Hamburg 1994 das Fährhaus ab. Er entwickelte daraus das heute bekannte Schmuckstück mit erheblichem Kostenaufwand incl. Erweiterungsbauten.
Die Sellhorn Ingenieurgesellschaft hat während der Planungsphase die Steuerung des Gesamtprojekts „Neubau der Rethebrücke“ zwischen den Gebieten Neuhof und Hohe Schaar im Hamburger Hafen übernommen.
Inzwischen ist der denkmalgerecht sanierte Zollenspieker eines der beliebtesten Ausflugsziele an der hamburgischen Oberelbe geworden. Dank der Bewirtung an einem Ort von historischer Bedeutung von über 600 Jahren sowie der Elbfähre, einer Marina sowie Wanderwegen etwickelte sich der Standort zu einem touristischen Anziehungspunkt für die Vier- und Marschlande. Deshalb finanzierte die Stadt 2009 die Neugestaltung von Flächen und Rundwanderwegen mit Möblierung sowie eine Promenade und einer Aussichtsplattform. Die Maßnahmen wurden im Rahmen eines PPP-Modells umgesetzt, das heißt, die Kosten wurden sowohl von der Stadt als auch von privater Seite getragen.