Die evangelisch-lutherische Kirche in Bergstedt braucht keinen zusätzlichen Namen, sie heißt Kirche Bergstedt. Sie ist etwas Besonderes - nicht nur, weil dort vieles anders ist als vermutet wird:
- So war nicht ein Hügel (Berg) Namensgeber sondern die Bezeichnung geht auf den sächsischen Ortsgründers mit Namen Beric zurück.
- Bereits um 1150 war das Kirchspiel Bergstedt bekannt; damit ist diese Kirche eine der ältesten Hamburgs. Und mit rund 400 Sitzplätzen dazu eine der größten unter den Kleinen und auch deshalb begehrte Hochzeitskirche. Erst durch das Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 wurde das bis dahin zum preußischen Kreis Stormarn gehörende Bergstedt von Hamburg eingemeindet.
- Die unter dem Abt von Stade erbaute Kirche ist nicht aus einem Guss. So besteht die Kirche überwiegend aus romanischen Feldsteinen, die den wesentlichen Teil des Mauerwerks bilden. Frühgotische Hausteine und nachfolgend Ziegelsteine ergänzen es bzw. bilden stützende Einheiten hinauf bis zum Dachgebälk.
- Der Großteil der Fenster stammt aus der Barockzeit; jedoch sind an der Nord- wie auch Ostwand zwei gotische Fensteröffnungen aufzufinden. Gleiches gilt für eine frühere von innen vermauerte große Spitzbogentür, die früher einmal der Haupteingang zur Kirche gewesen sein dürfte.
- Auch der Turm, die Orgelanlage und selbst die Kanzel sind im Laufe der Jahrhunderte nachvollziehbar verändert bzw. an verschieden Standorten aufgefunden worden.
- Die Weihekreuze auf der Altarplatte stellen die ältesten Abbildungen dar, während der Altar sich dadurch hervorhebt, dass er durch unterschiedlich begabte Werktätige errichtet worden ist.
- Das Kerzenlicht der Altarleuchter von 1721 und der 16-armige Leuchter von1731 geben dem ganzen Kircheninneren eine besondere Atmosphäre. Denn die Kirche verfügt nur an wenigen Orten über elektrische Beleuchtung. Sie ist eben anders - und deshalb begehrt bei Heiratswilligen!
In der angrenzenden Parkanlage befinden sich historische Grabdenkmäler auf dem Kirchhof sowie ein Mahnmal, das auf Initiative der Bürger und Schüler von Bergstedt / Sasel im November 1990 errichtet worden ist. Fünfunddreißig Frauen und ein Säugling waren 1944/45 im Außenlager Sasel des Konzentrationslagers Neuengamme ums Leben gekommen und auf dem Bergstedter Friedhof bestattet worden.
Der Bildhauer Axel Peters (geb. 1944) gedachte des Ereignisses durch zwei Sandsteine mit einer Höhe von über zwei Metern. Der zweite Stein ist zerbrochen und verweist damit auf den gewaltsamen Tod. Die Inschriften schildern das Schicksal und wurden ergänzt durch Worte aus der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem: - VERGESSEN VERLÄNGERT DAS EXIL - - ERINNERN IST DAS GEHEIMNIS DER ERLÖSUNG -
Im KZ-Außenlager Sasel befanden sich von 1944 bis Kriegsende etwa 500 jüdische Frauen, die damals die Plattenhäuser im Umfeld des Poppenbütteler Bahnhofs errichten mußten. Ihnen wird ebenfalls mit einem Gedenkstein am Petunienweg gedacht.