Ein moderner und dennoch im Erscheinungsbild unaufdringlicher Neubau – mitten auf dem Ohlsdorfer Friedhof (1., 3. + 4.Foto). Es ist die Umsetzung einer Idee für trauernde Menschen, sich an einem öffentlich zugänglichen Ort auf dem Friedhof zurückziehen zu können. Diese Trauerhaltestelle wirkt beruhigen, strahlt Geborgenheit aus sowohl in ihrer baulich offenen Art als auch im begrünten Umfeld gegenüber vom Inselteich (5.Foto).
Sie ist nicht dem Kommerz unterworfen, lässt dennoch Kreativität zu durch die Möglichkeit, innen wie außen mit farbigen Kreiden Gedanken, Fürbitten, Grüße, Bilder und anderes mehr auf die dafür präparierten Wände zu schreiben (2.+ 3.Foto). Durch die teilweise offene Struktur hilft u.a. auch der typische Hamburger Nieselregen dabei, wieder „frei gewaschene“ Wandbereiche neu nutzen zu können.
Im Inneren des Gebäudes befinden sich an den Wänden Regale, auf denen Gegenstände abgestellt werden können. Erinnerungsstücke an die Verstorbenen oder auch eigene Fertigkeiten. Zusätzlich befinden sich im Inneren Holzklötze in Sitzhöhe, auf denen Blumen abgelegt werden oder Personen - einzeln oder in Gesellschaft - Platz nehmen können für eine Phase des Gedenkens! Die persönliche Sphäre der Einzelnen sollte dabei respektiert werden. Die Bestatter-Innung Hamburg spendete 2021 eine Felsenbirne am Fuß des Busches gelegen (3.Foto).
Vor der Halle ist eine Stele angebracht mit Hinweisen, die den Sinn und die Nutzung des Ortes erläutern (6.Foto). Die Trauerhaltestelle wurde von der Architektin Mareile Höring und der Innenausstatterin Solveig Trzebiatowski konzipiert. Ihr Entwurf gewann 2012 einen Sonderpreis beim Architekturwettbewerb Trauer braucht Raum. Das Kuratorium des Vereins Deutsche Bestattungskultur beauftragte in Kooperation mit der Anstalt öffentlichen Rechts Friedhof Ohlsdorf das Büro netter architekten aus Frankfurt a. M., den Entwurf in Ohlsdorf zu realisieren.