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30.01.2014

statt blättern - wischen

Nein, es ist nicht die Fürsorge der häuslichen Zimmerpflanzen gemeint. Hier wird nachgedacht über das Überleben von  gedruckten schweren Wälzern, handlichen Taschenromanen, mehrbändigen Nachschlagwerken und handschriftlich gefertigten Aufzeichnungen.

Zum Glück gibt es sie noch und manches aus vergangener Zeit wird noch heute z.B. auf alten Dachböden oder im hinteren Winkel eine Depots - wo auch immer - gefunden und danach als historisch und erhaltenswert eingestuft.

Doch die nachwachsende Jugend und die Aktiven wischen oder klicken - je nach technischem Gerät! Eselsohren als Merkzeichen für den Hinweis über den Stand des Gelesenen sind da nicht mehr möglich. Ebenfalls handschriftliche Notizen oder gar persönliche Widmungen sind gänzlich ausgeschlossen. Spätere LeserInnen bzw. nachfolgende Familienangehörige werden wohl noch funktionstüchtigere PCs, Laptops, Tabletts oder E-Books haben - vielleicht in 3D oder mit text-spezifischer Begleitmusik - doch das ist nicht haptisch und unpersönlich. Gleiches gilt für Manuskripte - egal ob für literarische Werke, neue Kompositionen oder für persönliche Aufzeichnungen. Wie lange dürfen / müssen z. B. Testamente noch handschriftlich geschrieben sein (neben notariellen Verfügungen), um als letzter Wille anerkannt zu werden?! Oder wird es eines Tages ausreichen, durch Zuordnung des Textes zum persönlichen PC oder Laptop des Verfassers verbindlich zu sein.

Auch werden wir - die LeserInnen - durch diese neue Technik berechenbarer, denn die Vielzahl der Informationen von geordertem Lesewerk lässt auf Bedarfe schließen: der vermutete  Mainstream wird gefördert - Anspruchsvolles bleibt auf der Strecke. Nicht ganz neu - dafür zunehmend wird Werbung in digitalen Infoquellen. So ist der Angriff der Sockenpuppen als Werbung in Wikipedia verbreiteter als mancher Nutzer glauben mag.

 

Vielleicht zu naiv gedacht. Auch 2114 kann irgendwo ein digitales Gerät oder ein Stick aus heutiger Zeit gefunden werden und sicherlich hat der Finder dann die Möglichkeit, trotz der veralteten Technik den Inhalt zu entziffern …. unter der Voraussetzung, dass die Technik nicht verrostet ist und der Finder ohne  brauchbare Software  erkennt - dass er / sie etwas Großartiges gefunden haben wird. Bei Wandmalereien bzw. Pergamentrollen war das leichter.  


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