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11.03.2022

Straßennamen von NS-belasteten Personen

Das Weltkulturerbe mit dem Chilehaus wird verbunden mit seinem Architekten Fritz Höger! Kaum jemand weiß, dass Höger schon vor 1933 bekennender Nationalsozialist war und sich selbst nach 1945 noch antisemitisch äußerte. Die Volksschauspielerin Heidi Kabel war NSDAP-Mitglied, distanzierte sich später deutlich davon.

In schwerwiegenden Fällen - wie der Högerdamm in Hammerbrook - wird die Straße umbenannt werden. Insgesamt sind elf Umbenennungen vorgesehen. So auch Straßennamen in Verbindung mit Heinrich Reincke (1881-1960 / Wandsbek), in der NS-Zeit Direktor des Staatsarchivs; er meldete als überzeugter Nationalsozialist viele Juden der Gestapo. Die NS-Karriere von Walter Bärsch (1914-1990 / Fuhlsbüttel) beförderte ihn zum Präsidenten des Deutschen Kinderschutzbundes, zumal Gründungsmitglied beim pädophilenfreundlichen Arbeitskreis Humane Sexualität.

In weniger schwerwiegenden Fällen soll die Biografie durch Tafeln, Stelen oder QR-Codes kritisch kommentiert und über ihre NS-Vergangenheit informiert werden. Dies gilt für den Heidi Kabel Platz am Hauptbahnhof ebenso wie für Straßennamen in Verbindung mit den Personen Felix Dahn, Rudolf Klophaus, Kurt A. Körber und Carl-Hans Lungershausen verfahren werden.

 

Seit 2020 recherchiert eine achtköpfige Kommission unter Leitung des Kultursenators über dieses Thema. So wurde von dort aus auch vom Eimsbütteler Turnverband die öffentliche Darstellung der damaliger NS-Zugehörigkeit sowie die Umbenennung der Fußballplätze vom ETV gefordert, bevor städtische Zuschüsse zur Herrichtung der Plätze erfolgte. Denn mit der "Benennung einer Straße nach einer Person soll die Leistung dieser Person in besonderer Weise ehrend gewürdigt werden. Eine Ehrung in dieser Form ist nicht mehr haltbar, wenn das Handeln der Person die heutigen Wertvorstellungen in eklatanter Weise verletzt." (Zitat aus einer Rede von der Historikerin Miriam Rürup).

Dies betrifft Straßen und Institute etc., deren Namensgeber aus politischen oder rassistischen Gründen nicht tragbar sind. Aktuell gilt das auch für den Gründer des Bernhard-Nocht-Instituts, dessen Aktivitäten im Zusammenhang mit Rassismus Fragen aufwerfen.

 

 


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