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21.04.2024

Platz nach Säugling benannt

Am 12.04.24 wurde stellvertretend für alle in der Frauenklinik Finkenau geborenen Kinder damaliger Zwangsarbeiterinnen ein Platz in Uhlenhorst (**) nach Teressa Scira (25.12.1943 - 27.12.1943) benannt. Dazu wurden dort Stolpersteine für Mutter und Tochter gesetzt. Teressa war das Kind einer polnischen Zwangsarbeiterin und verstarb gemäß der Todesanzeige der Klinik nach zwei Tagen durch einen bei der Geburt entstandenen Tentoriumsriss‘ (Einriss in der Hirnhaut).

In der ehemaligen Frauenklinik Finkenau (*) wurden zwischen 1943 und dem Kriegsende etwa 545 Schwangerschaftsunterbrechungen bei polnischen Zwangsarbeiterinnen und sogenannten Ostarbeiterinnen vorgenommen. Mindestens 557 Kinder von Zwangsarbeiterinnen aus Polen, der Ukraine, Russland und Weißrussland und weitere aus den besetzten Nachbarländern kamen in der Klinik zur Welt. Viele der Säuglinge und Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen starben durch Vernachlässigung und Unterernährung in Hamburger Krankenhäusern, Lagern und Unterkünften.

Über das Schicksal der Mutter Hanka Scira ist nur bekannt, dass sie hochschwanger im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert wurde; die Haftgründe und Dauer sind nicht bekannt. Nach der Geburt des Kindes in der Klinik wurde sie am 07.01.1944 in ein Polizeigefängnis zurückgebracht. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt.

Seit über 20 Jahren erforschte die pensionierte Psychologin Margot Löhr ehrenamtlich die Schicksale von NS-Opfern in Hamburg, um ihnen Namen und Geschichten wiederzugeben.

 

* Die ehemalige Frauenklinik wurde umgebaut und ab 2003 großteilig von der Hamburg Media School genutzt.

** Die Platz im Inneren dieses ehemaligen Klinik-Areals war 2019 auf den Namen von Emily  Ruete umbenannt worden. Diese Würdigung ist nach heutigen Maßstäben laut der Bezirksversammlung HH-Nord nicht mehr angemessen.


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