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20.12.2009

Neues aus dem Gängeviertel

Mit der Forderung nach "Recht auf Stadt" solidarisierte sich die Initiative "Komm in die Gänge" mit allen bedrohten Hamburger Initiativen wie No BNQ, Frappant, Centro Sociale, GartenKunstNetz e.V., Vorwerkstift u.v.a.! Eine ihrer ersten Initiativen begann am 22.08.09 mit einem kulturellen Hoffest in 12 historischen Gebäuden an der Ecke Caffamacherreihe / Valentinskamp. Die Initiative wollte und will weiterhin die denkmalwürdigen Gebäude retten und zugleich auf die Raumnot der Kulturschaffenden und sozialen Projekte in Hamburg hinweisen (u.a. auf das Frappant in Altona bzw. das Vorwerk-Stift). Vor Ort erwarten den Interessierten umfangreiche Informationen zur Geschichte, dem aktuellen Stand der Dinge, dem kulturellen Programm, Presseberichte und viele weitere Ausstellungen und Veranstaltungen. Die Häuser sind täglich ab 14:00h begehbar. Und da es im Gängeviertel viel zu tun gibt, wird jede helfende Hand und wohlwollende Unterstützung angenommen.

Ebenso dankbar ist die Initiative über Spenden aller Art, gleich ob ein alter Bretterstapel hinterm Haus oder die geldgefüllte Socke unter dem Kopfkissen ... kommt vorbei! Zwischenzeitlich hat sich der Senat (Hamburger Regierung) mit dem niederländischen Investor Hanzevast über einen Rückkauf des Gängeviertels geeinigt. Nun könnte das städtische Wohnungsbauunternehmen SAGA GWG Wohnungen bauen und das Denkmalschutzamt seiner Aufgabe gerecht werden. Doch wer als Sanierungsträger auftritt und in welchem Umfang die Künstler Flächen zur Verfügung gestellt bekommen, bleibt zunächst noch offen. Doch ein neuer Nutzungsvertrag mit den Künstlern soll geschlossen und die Gebäude winterfest gemacht werden. Im Januar beginnen dann weitere Gespräche. Die Sprecherin der Initiative Christine Ebeling erklärte für rund 200 Künstler, dass sie sich ein selbst verwaltetes Projekt mit großen Gemeinschaftsflächen wünschten. Und potenzielle Neumieter müssten Kapital mitbringen. Des Weiteren sollen Kredite und staatliche Fördertöpfe bemüht werden. "Die Gemeinschaft, die wir jetzt haben, muss erhalten bleiben", so Ebeling. Unmittelbar nach der Einigung mit Hanzevast feierte die Gängeviertel-Gemeinschaft eine Partys, auf der der Regisseur des Thalia Theaters Luk Perceval mit Wollmütze und Zigarette im Mundwinkel in der Jupi-Bar seine Musik auflegte und Jazz, Soul und Rhythm & Blues für alle spielte: "In Zeiten wie heute ist es gut, wenn die Kunst solidarisch ist." Und Matthias von Hartz, Leiter des Internationalen Sommerfestivals Hamburg, erklärte: "Man kann allen Verantwortlichen nur den Mut wünschen, an dieser zentralen Stelle exemplarisch das „Recht auf Stadt“ einzulösen, das von vielen Hamburgern gefordert wird." Auch Thalia-Intendant Joachim Lux war erschienen und las spontan aus dem Jelinek-Stück "Die Kontrakte des Kaufmanns".

 

Die "kleine Beispielgesellschaft" könne Vorbild sein - etwa für die Künstler des Frappant-Gebäudes in Altona oder auch für die ganze Stadt, so Ebeling. Doch den etwa 130 Künstlern, die seit Ende November 2009 ohne Mietvertrag im Frappant an der Großen Bergstraße arbeiten, droht die Räumung. Angesichts der Räumung zum 04.01.10 bot der zukünftige Inverstor - der Ikea-Konzern - den Künstler derweil an, sie bei der Ausstattung von Alternativflächen zu unterstützen.

Anfang September 2011 erfolgte die Eintragung als Gängeviertel Genossenschaft 2010 eG. Damit soll das Viertel langfristig und unabhängig von politischen Veränderungen gesichert werden. Wenige Tage danach folgte der Kooperationsvertrag zwischen dem Gängeviertel e.V. und den FHH-Vertretern. Seit dem 23.11.11 steht der historische Teil des Gängeviertels vollständig unter Denkmalschutz, denn auch die Speckstraße 83-87 + Valentinskamp 28 (bekannt als „Speckhaus“ und „Kutscherhäuser“) wurden einbezogen. Um den neuen Denkmalstatus sichtbar zu machen, wurde eine Denkmal-Plakette für alle zwölf historischen Gebäude erstellt. Als im August 2009 durch die Künstler-Initiative „Komm in die Gänge“ dieses Gängeviertels friedlich besetzt wurde, war bereits ein großer Gebäudebestand auf der Denkmalliste; auch das förderte den späteren Rückkauf des Gängeviertels durch die Stadt vom damaligen Investor.


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