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13.11.2021

Kinder von Zwangsarbeiterinnen umgekommen

243 Säuglinge und Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen, zumeist aus Russland, sowie 3 ältere Mädchen, die selbst Zwangsarbeit leisten mussten, wurden in der NS-Zeit zwischen 1943-1945 auf dem Ohlsdorfer Friedhof bestattet, dazu zwei ältere Jungen mit Grabstätten auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel. Die meisten Gräber gibt es nicht mehr. Nur noch wenige Grabsteine erinnern an sie. 

Der Verein Garten der Frauen will an diese Kinder mit einem großen Glaswürfel, der aus 249 bunten 9x9cm großen Glassteinen besteht, im Garten der Frauen erinnern. Auf jeden Glasstein wird ein Name und das Alter eines Kindes eingraviert. Eine Tafel soll an das „Schicksal“ der Mütter erinnern: Frauen aus Russland und aus 15 anderen Nationen, die in der NS-Zeit aus ihrer Heimat verschleppt und zur Zwangsarbeit für Hamburger Firmen eingesetzt wurden. Etwa eine Woche nach der Entbindung mussten sie wieder 10-12 Stunden schwer arbeiten und litten selbst unter Hunger. Es war ihnen nicht möglich, ihre Säuglinge ausreichend zu versorgen. Die meisten Kinder starben an Vernachlässigung und Unterernährung.

Der Garten der Frauen sucht Patinnen und Paten für die Installation eines bunten Glaswürfels, der an die verstorbenen Säuglinge von Zwangsarbeiterinnen erinnern soll. Am 13.11.21 - dem Vortag zum Volkstrauentag - stellte Frau Dr. Rita Bake das Projekt Erinnerungsglaswürfel des Gartens der Frauen in der Mahnmal am Soldatenfriedhof vor; weiterhin erzählt Margot Loehr von den Schicksalen der Kinder und der Mütter.

 

Bereits seit acht Jahren bemüht sich der "Runde Tisch Gräberfeld Deutsche Soldatengräber" um die Kommentierung des Soldatenfriedhofs in Ohlsdorf. Um den einseitigen Ehrungen für die "Gefallenen" auf einem Gräberfeld, wo auch Hunderte Opfer des NS-Regimes liegen, etwas entgegenzusetzen, hat der Runde Tisch im Einvernehmen mit der Ohlsdorfer Friedhofsverwaltung die bislang abseits stehende Deserteursstele direkt an den Rundtempel am Soldatenfriedhof umsetzen lassen. Damit wird mit jeder Kranzehrung für die im Krieg gestorbenen Soldaten zugleich der hier beigesetzten 164 hingerichteten Opfer der NS-Militärjustiz (Deserteure und "Wehrkraftzersetzer") sowie Kindern von Zwangsarbeiterinnen, KZ-Häftlinge und Opfer der NS-Euthanasie gedacht.


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