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27.07.2021

Esther Bejarano ist verstorben

Die deutsch-jüdische Esther Bejarano geb. Loewy (1924-2021) lernte in ihrer Kindheit Klavier spielen. 1936 begann von  ihrem Geburtsort Saarlouis aus eine Odyssee durch das vom Naziregime verseuchte Deutschland aufgrund von Repressionen. Ulm, Breslau und Berlin waren längere Zwischenstationen. 1941 kam Esther Loewy nach Finsterwalde, wo sie in dem Landwirtschaftsbetrieb "Landwerk Neuendorf" als Zwangsarbeiterin in einem Fleurop-Blumenladen arbeiten musste. Von dort folgte im Frühjahr 1943 die Deportierung ins Vernichtungslager nach Auschwitz. Im Konzentrationslager wurde ihr auf die Haut eine Häftslingsnummer tätowiert und sie mußte auf ihrer Kleidung einen gelben Stern erkennbar tragen als Zeichen ihrer jüdischen Abstammung.

Dort überlebte sie, weil sie im Mädchenorchester das Akkordeon spielte, u. a. zum täglichen Marsch der Arbeitskolonnen durch das Lager. Ihre Klavierspielkenntnisse halfen ihr, das Instrument schnell zu handhaben. Am 03.05.1945 erlebte sie die Befreiung durch Armee aus den USA. In den Folgejahren wanderte sie nach Israel aus. 1950 heiratete sie Nissim Bejarano. 1960 wanderten Beide erneut aus und ließen sich mit ihren 2 Kindern in Hamburg nieder. 1994 erhielt sie die Biermann-Ratjen-Medaille. Sie engagierte sich jahrzehntelang gegen Rechtsextremismus und Rassismus.

Esther Bejarano war bis zu ihrem Tod Vorsitzende des Auschwitz-Komitees Deutschland und Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN BdA).

 

Hunderte waren auf den Jüdischen Friedhof gekommen, um Abschied zu nehmen. Da in der Trauerhalle nur 30 Gäste pandemiebedingt Platz nehmen durften, wurde die Trauerfeier auf Video-Leinwänden nach draußen übertragen. Die Bürgerschaftspräsidentin sowie der Erste Bürgermeister waren Ehrengäste. Während der Bürgermeister in seiner Rede ihr Andenken würdigte, wurde vielerorts in Hamburg diskutiert, warum er nicht Esther Bejarano zu Lebzeiten zur Ehrenbürgerin Hamburgs ernennen ließ. Nun wird immerhin seitens des Hamburger Senats geprüft, ob und welche Straße evtl. nach ihr benannt werden kann.


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