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21.05.2023

Es war einmal ....

die Hamburger Märchenerzählerin Elita Carstens; sie besuchte am 21.05.23 den Garten der Frauen. Dort las sie auf der Märchenbank Märchen von starken Frauen, vom Leben und vom Tode. Begleitet wurde sie von der litauischen Akkordeonistin Ona Kupčiūnienė.

Im Garten der Frauen wird starker Frauen gedacht, die sonst vielleicht in Vergessenheit geraten wären. Wie in der Geschichtsschreibung üblich, haben wir es auch in den Märchen überwiegend mit männlichen Helden zu tun. Aber es gibt sie doch: die Märchen von Frauen, die stark, mutig und listenreich ihr Glück selbst in die Hand nehmen – und damit all jene Frauen beglücken und ermutigen, die hier hören können, dass es mehr als Abwarten und Duldsamkeit gibt.

In diesen Märchen geht es immer darum, in den Lebensfluss – und dazu gehört auch sein Ende – zu kommen. Für jeden Menschen ist es eine schwere Zeit, wenn der Tod ins Leben tritt, entweder beim eigenen Älterwerden und Sterbeprozess oder beim Gehen eines nahestehenden Menschen. Auch davon erzählen diese Frauen-Märchen: Es geht um Auflehnung gegen den Tod, darum, ihm ein Schnippchen zu schlagen, es geht um Trauer und darum, seinen Frieden mit dem Tod zu finden.

 

Besonders beeindruckt hatte ein Märchen, das hier in sehr verkürzter Form nacherzählt wird:

Eine sehr alte Frau wurde eines Tages vom Tod besucht, der ihr erklärte, sie nun mitnehmen zu müssen. Die Alte erwiderte, dass es ihr doch sehr gut geht, sie munter ist und deshalb gern noch etwas weiterleben möchte. Das erklärte sie sehr intensiv und mit großem Gejammere, sodass der Tod  sich darauf einließ und ihr weitere 3 Stunden gewährte. Da war viel zu wenig für die Frau und letztlich erreichte sie einen Aufschub bis zum nächsten Tag.
Sie bat den Tod, das auf ihre Haustür zu schreiben, denn sie sei aufgrund ihres Alters schon sehr vergesslich. Der Tod ging darauf ein und schrieb draußen wunschgemäß an die Tür: MORGEN.
Als er sie am nächsten Tag aufsuchte mit den Worten: „HEUTE ist es so weit“ verwies die alte weise Frau auf das Wort an der Haustür! Denn morgen war nicht heute. So lebte sie noch eine lange Zeit weiter, zumal die Zusage auch für die nachfolgenden Tage gelten musste.


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