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24.08.2012

Bestandspflege nach dem Zufallsprinzip

Ein wichtiges Werk wurde zufällig wiederentdeckt. Die Freude überwiegt; doch Kopfschütteln bleibt. Was war passiert?: Der Danziger Syndikus Wenzeslaus Mittendorp verfasste im 17. Jahrhundert eine Handschrift über die Hanse (Städtebund / 1250 - 1669) von herausragender Bedeutung, eine Archivalie für die Hansestadt Hamburg von unschätzbarem Wert. In diesem rund 1000seitigen Werk werden die wichtigen Hansekontore in London, Brügge, Nowgorod und Bergen sowie deren historische Entwicklung von der Mitte des 14. bis hin zum Beginn des 17. Jahrhunderts beschrieben. Interessierte Historiker konnten sie damals in der Hamburger Commerzbibliothek - gegründet 1735; sie ist damit die älteste Wirtschaftsbibliothek der Welt - finden. Leider nur bis zu den Bombennächten 1943; danach galt sie als verschollen und mit ihr etwa 90 % der Bestände der Bibliothek am Adolphsplatz.

Doch Anfang August 2012 bekam das Hanseatische Wirtschaftsarchiv Besuch aus der Bochumer Ruhr-Universität. Denn in Bochum war man nach wie vor an der aufschlussreichen Quelle des Wissens zur späten Geschichte über die Hanse interessiert. Und siehe da, das Werk wurde im Archiv der Handelskammer Hamburg wiederentdeckt.

Ein großartiges Ergebnis mit hanseatischem Beigeschmack. Sicherlich wird auch in diesem Institut das Personaltableau nicht auf Rosen gebettet sein. Doch ein derart wichtiges Zeugnisse zur Hansegeschichte fast 70 Jahre zu übersehen - trotz vermuteter intensiver Suchen in den Jahren dazwischen - macht nachdenklich und bereitet Sorgen um den Bestand und die Pflege unseres Kulturgutes.


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