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03.02.2018

Antrag bei der UNESCO zurückgezogen

In den letzten Monaten hatten sich Experten des Internationalen Rates für Denkmalpflege (ICOMOS International) ausführlich mit dem Welterbeantrag „Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona“ befasst. Der mit Spannung erwartete Zwischenbericht des World Heritage Panels von ICOMOS International zum Antrag liegt nun vor. Das ICOMOS-Gremium würdigte sowohl die Idee einer Nominierung, die sich auf kulturelle jüdische Ausdrucksformen konzentriert, als auch die sehr frühen Bemühungen um die Bewahrung dieses wichtigen jüdischen Erbes in Hamburg. Es ist jedoch zu der Überzeugung gelangt, dass die Bedeutung der Diaspora für die Entwicklung der portugiesisch-sephardischen Kultur nicht in der Nominierung einer einzigen Stätte und nicht allein in der Grabmalkunst widergespiegelt werden könne.

Eine erfolgreiche Nominierungsstrategie müsse laut ICOMOS umfassender die historischen und künstlerischen Errungenschaften reflektieren, die sich aus den Prozessen und dem Austausch in der Diaspora der Sephardim insgesamt ergeben haben. Erst die Verbindungen und die gegenseitigen kulturellen und künstlerischen Bezüge zwischen den Stätten in Europa, Amerika und der Karibik, die mit portugiesisch-sephardischen religiösen- und Bestattungstraditionen in Zusammenhang stehen, hätten das Potenzial, eine Berücksichtigung in der Welterbeliste zu rechtfertigen. Hierzu gehören zum Beispiel Mikwen, Synagogen, Plantagen und andere Elemente. Die Grabmalkunst des jüdischen Friedhofs Hamburg-Altona allein könne dies nicht leisten.

 

ICOMOS vertritt damit eine Strategie, die in ähnlicher Weise ursprünglich auch Hamburg geplant hatte, nämlich eine sogenannte transnationale serielle Bewerbung mehrerer sephardischer Friedhöfe in Hamburg, Amsterdam/Ouderkerk, Curacao, Surinam und Barbados. Nachdem Mitte 2014 die Kultusministerkonferenz (KMK) entschieden hatte, dass Hamburg den Antrag für den jüdischen Friedhof Hamburg-Altona bereits 2017 einreichen solle, wurde diese Strategie aufgegeben, da es unmöglich gewesen wäre, eine so komplexe transnationale Bewerbung in einer solch kurzen Zeit abzustimmen und umzusetzen. Da der von der KMK beauftragte nationale Expertenbeirat dem jüdischen Friedhof Hamburg-Altona auch für sich allein einen „außergewöhnlichen universellen Wert“ zuerkannt hatte, hat Hamburg deshalb den Versuch einer alleinigen Hamburger Bewerbung gewagt.

 

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Wir bedauern die Empfehlung des Expertengremiums sehr, freuen uns jedoch, dass die Bedeutung dieses wichtigen jüdischen Erbes in Hamburg ausdrücklich gewürdigt wurde. Um die Chance zu wahren, in Zukunft eine neue, erweiterte Bewerbung vorlegen zu können, wird Hamburg seinen aktuellen Antrag bei der UNESCO zurückziehen und prüfen, ob sich für eine erweiterte transnationale serielle Bewerbung sephardischer Stätten, wie sie das ICOMOS Gremium vorgeschlagen hat, internationale Partner gewinnen lassen. Auch muss sorgfältig geprüft werden, ob eine solch umfangreiche internationale Nominierung, die laut deutscher Tentativliste frühestens ab 2025 eingereicht werden könnte, eine realistische Chance einer Umsetzung und damit Aussicht auf Erfolg haben könnte. Hamburg wäre für eine gemeinsame Bewerbung gut gerüstet und hat in den letzten Jahren viel für die Erforschung dieses herausragenden Zeugnisses der Historie unserer Stadt und die Kultur des sephardischen Judentums geleistet. Hierfür möchte ich allen Beteiligten ausdrücklich danken.

Quelle: Pressestelle der Behörde für Kultur und Medien


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