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02.05.2016

Zwischen Harz und Heide

Vom 30.04.-31.07.16 zeigt die KZ-Gedenkstätte Neuengamme die Sonderausstellung „Zwischen Harz und Heide – Todesmärsche und Räumungstransporte im April 1945“. Sie ist im Foyer der Gedenkstätte zu sehen und verdeutlicht anhand von Tagebüchern, Erinnerungsberichten und Zeichnungen ehemaliger Häftlinge das Ausmaß der Gewalt während der Todesmärsche.

In den letzten Kriegswochen eskalierten die NS-Verbrechen - nun nicht mehr im vermeintlich fernen „Osten“, sondern inmitten der deutschen Gesellschaft. Angesichts der vorrückenden alliierten Streitkräfte ließ die SS die Konzentrationslager räumen. Mit Bahntransporten oder auf Fußmärschen sollten die KZ-Gefangenen in andere Lager gebracht werden. Im April 1945 waren allein in Nordwestdeutschland 60.000 Häftlinge aus den Konzentrationslagern Bergen-Belsen, Mittelbau-Dora und Neuengamme unterwegs. Viele Transporte irrten ziellos durch das Land. Oftmals war ein Weiterkommen aufgrund zerstörter Transportwege und Frontverschiebungen nicht mehr möglich. Tausende KZ-Häftlinge starben an Erschöpfung oder wurden vom Wachpersonal ermordet.

Die deutsche Zivilbevölkerung war Augenzeuge der Todesmarschverbrechen, teilweise  beteiligte sie sich sogar an ihnen. Ab Ende März 1945 räumte die SS zahlreiche Außenlager des KZ Neuengamme sowie das KZ Mittelbau-Dora im Harz. Allein 30.000 Häftlinge, darunter über 3.000 Jüdinnen aus den Frauenaußenlagern des KZ Neuengamme, kamen in das bereits überfüllte KZ Bergen-Belsen. Tausende Häftlinge, die ihre Befreiung schon vor Augen hatten, wurden während der Todesmärsche ermordet. Nach dem Krieg bemühten sich die Alliierten, die während der Todesmärsche begangenen Verbrechen aufzuklären. Die meisten Deutschen hingegen lehnten eine Auseinandersetzung mit dem Thema ab.

Die Ausstellung verdeutlicht das Ausmaß der Gewalt während der Todesmärsche und  zeigt, dass die Verbrechen in aller Öffentlichkeit begangen wurden. Zudem thematisiert sie das „Kasernenlager“ in Bergen-Hohne, das im April 1945 zur Unterbringung der Häftlinge aus Mittelbau-Dora als Nebenlager des KZ Bergen-Belsen genutzt wurde. Später befand sich hier das größte jüdische DP-Camp („displaced persons“) Deutschlands.

In der Sonderausstellung werden Tagebücher, Erinnerungsberichte und Zeichnungen ehemaliger Häftlinge gezeigt, die annährend deutlich machen, wie dicht die Hoffnung auf die nahe Befreiung und die unmittelbare Lebensbedrohung während der Räumungstransporte beieinander lagen. Zugleich dokumentiert die Ausstellung das breite Ausmaß der Mittäter- und Komplizenschaft in der deutschen Bevölkerung – und die mangelnde Bereitschaft vieler Deutscher nach dem Krieg, sich der Verantwortung für die vor Ort begangenen Verbrechen zu stellen.

Quelle: Pressestelle der Kulturbehörde


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