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31.03.2015

Zuschlag für 71.000 Euro

Der 69cm große Lukaspokal - ein neogotisches Trinkgefäß aus teilweise vergoldetem Silber - wurde 1857 für den Hamburger Künstlerverein von 1832 angefertigt.

Anlass war das 25-jährige Jubiläum des Vereins. Vereinsmitbegründer Martin Gensler schuf den Entwurf diesen prachtvollen Deckelpokal, auf dessen Spitze der Evangelist Lukas thront - Schutzpatron der Maler.

Dank der Silberpunzen an Fuß und Deckelrand (Hamburger Stadttor 14L) ist eindeutig, dass die Silberschmiede Söhrmann  die endgültigen Vorgaben unter Mitwirkung des ganzen Künstlervereins umsetzte, meisterhaft ausgeführt mit

  • dem sechspassigen geschweiften Sockelfuß, besetzt durch drei wappenhaltende Figuren von Löwe (mit dem farbigen Hamburg Wappen in den Pranken), Drache und Stier. Darunter befindet sich die vermutlich von Martin Gensler verfaßte Inschrift: "Diesen Becher haben wir, der Hamburger Künstlerverein, für uns und unsre Nachkommen machen lassen. Wir haben, wie du siehest, der Ehre alter und neuer Zeit dabei gedacht. Schätze den Willen mehr als das Werk."
  • der mit edlen Steinen besetzte Schaftnodus,
  • sechs in Gold gefasste plastische Elfenbeinportraits über dem Kelchboden, die sich mit vierblättrigen, mit Edelsteinen besetzten Blüten abwechseln. Portraitiert wurden  Albrecht Dürer, Peter Vischer u.a.!
  • mit Wappen und Blüten verziertes gotisches Kreuzrippengewölbe an der oberen Kelchwandung,
  • der schmuckreiche, mit Strebebögen und vergoldeten Zinnen versehene Deckel, auf dessen Spitze der Evangelist Lukas steht (sein Heiligenschein soll aus einem Hamburger Golddukaten gefertigt worden sein).

 

Bruder Johann Günther Gensler schuf ein Gruppenporträt "Hamburger Künstler von 1859", auf dem der Lukaspokal abgebildet ist. Dieses Gemälde galt als nicht auffindbar und wurde erst im Zusammenhang mit dem angebotenen Lukaspokal  im hamburgmuseum "aufgefunden".

Denn auch der Pokal galt lange Zeit als verschollen! Auf ihn wurde die museale Fachwelt erst Anfang 2014 aufmerksam, denn damals ließ das Auktionshaus Prado in Lübeck im Auftrag des privaten Schleswig-Holsteinischen Eigentümers für die Auktion am 28.03.15 die Bedeutung und Originalität - insbesondere kunstgeschichtlich wertvoll für Hamburg - sowie die Provenienz incl. Beteiligung des Art-Loss-Registers prüfen.

 

Hinsichtlich bedeutender Trinkgefäße wird auch auf das "Trinkspiel" im Museum für Kunst und Gewerbe hingewiesen.


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