Wer von der U-Bahnstation Rödingsmarkt kommend in den Neuen Wall gehen will, passiert die Einmündung in der Stadthausbrücke. Dort befindet sich das Kunstwerk Stigma zur Erinnerung an die Geschichte der Stadthöfe als ehemaliger Sitz der Gestapo. Im Juni 2022 wurde es fertiggestellt.
Auf rund 200m² wurde der Fußweg aufgebrochen und entlang der Bruchkanten mit weichem, hellrotem Gummigranulat aufgefüllt. So entstand eine ebene, markant federnde und farbige Oberfläche als deutlich sichtbare und spürbare Spur im Bürgersteig. Das Kunstwerk erinnert an die Vergangenheit des Ortes als ehemaliger Sitz der Polizei und Gestapo und verweist auf die Folgen von Willkür, Gewalt und Verdrängung. „Das Grauen, das von diesem Ort ausging, hat tiefe Narben hinterlassen. Dies zeigt Stigma auf eindrückliche Weise und leistet so einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen. Dieses Denkzeichen kann man nicht übersehen und man spürt beim Überqueren, dass hier etwas anders ist, dass dieser Ort uns etwas zu erzählen hat und wir uns mit der Geschichte dieses Ortes auseinandersetzen müssen", so Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda.
Quelle: Dieser Textteil wurde vollinhaltlich aus dem Newsletter der BKM Kurzer Dienstweg vom 22.06.22 übernommen.
Ursprünglich war als Standort der großflächigen Bodenskulptur Stigma des Künstlerinnenduos missing icons mit Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper der öffentliche Grund direkt vor dem Haupteingang der Stadthöfe vorgesehen. Dafür hatte auf Vorschlag des Beirats zur Begleitung der Entwicklung des Geschichtsortes Stadthaus die Bürgerschaft 250.000€ bewilligt, um vor dem ehemaligen Stadthaus ein deutliches Denkzeichen zu setzen. Es kam anders.
Durch die willkürliche Zerstörung und spätere plastische Reparatur mit einer begehbaren weichen, fleischfarbenen Granulatsplittschicht entstand ein Wundmal, das die Nutzer zum Nachdenken bewegen wird. Wer sich dafür zu interessieren beginnt wird erfahren, dass von 1933 bis 1945 das „Stadthaus“ sowohl Hauptsitz des Präsidiums der gleichgeschalteten Hamburger Polizei als auch der Gestapo-Zentrale war. Dort wurde in den Kellerräumen Bürger bzw. Besucher der Stadt verhört, misshandelt und ermordet, weil ihnen staatsfeindliche Aktivitäten der damaligen Zeit unterstellt wurde. Diese verfolgten, stigmatisierten und eingesperrten Menschen sind dem Verhör, der Folterung und dem Verurteilungsprozess meistens hilflos ausgeliefert.