Auch der Hamburger Hafen hat mal klein angefangen! Genauer: 1189. Und dann nahte unerwartet und plötzlich das Jahr 1989. Der 800. Hafengeburtstag stand an.
Eine silberne Gedenkmünze war rechtzeitig fertig geworden. Ebenso kam eine passende Briefmarke zeitnah in den Umlauf. Das offizielle Jubiläumsbuch 800 JAHRE HAFEN HAMBURG fertigte der Hamburger Hans Christians Verlag bereits 1988 an. Die Freie und Hansestadt Hamburg hielt mit und bot mit ihrer dekorativen Staatsanleihe über 100DM eine Schuldverschreibung ab April 1989 an mit einem Zinssatz von 7%.
Doch auch vor Ort auf der Nördlichen Elbe passierte einiges: das einmalige und doch jährlich wiederkehrende Schlepperballett und die große Show der Hafen-Einsatzfahrzeuge sowie die Teilnahme von vielen Traditions- und Museumsschiffe und zahlreichen Sportbooten. Dazu das sportliche und beeindruckende Programm der Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) sowie das Begleitprogramm an den Standorten: Kehrwiederspitze mit Ausstellungen des jährlich wechselnden Gastlandes, nördlicher + südlicher Alter Elbtunnel, St.Pauli Fischmarkt in Altona. Am Sonnabend das große Feuerwerk - der Luftverschmutzung incl. Klimawandel zum Trotz. In den nachfolgenden Jahren mehrmals begleitet mit einer Schiffstaufe von einem der gewaltigen Kreuzfahrtschiffe.
Doch absolutes Highlight sind die Einlauf- + Auslaufparaden, jeweils gestartet durch den Hafenkapitän. Beim Jubiläum und oftmals auch danach waren dabei (Baujahr in Klammern) die Großsegler, Vollschiffe bis hin zur Viermastbark wie die Peking. Die Windjammerparade 1989 wurde eindrucksvoll in Szene gesetzt von:
- Gorck Fock (1979) / Deutschland - Flaggschiff der Bundesmarine
- Amerigo Vespucci (1931) / Italien
- Gloria (1967) / Kolumbien
- Sagres II (1937) / Portugal (Schwesternschiff der Rickmer Rickmers)
- Druzhba (1987) / Ukraine
- Libertad (1956) / Argentinien
- Dar Mlodziezy (1981) / Polen
- Capitan Miranda (1930) / Uruguay.
Gerngesehene und beeindruckende Gäste waren damals auch die Viermastbark Kruzenshtern (1926/ vormals Padua = P-Liner) + Mir (übersetzt = Frieden / 1987), beide aus Russland. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine wurden die verbindenden Taue gekappt.
Begleitet wird das Wochenende durch zahlreiche Bühnen (8.Foto) und Schausteller entlang der Hafenkante. In der Fischauktionshalle gibt es diverse Stände. So auch mit Getränkeflaschen. Doch bezüglich des Inhalts sollte man genauer hinschauen (9.Foto). Es lohnt sich.
2007 konnte der älteste Film in Farbe vom Hamburger Hafen im Hamburg Museum angesehen werden. Diese alten Materialien wurden digital bearbeitet, ergänzt und neu angeordnet. Spannend auch die Ergänzungen durch einen eingeblendeten Hafenplan aus den 30er Jahren, durch zusätzlichen Kommentar mit Hintergrundinformationen zu den Bildern und durch eingeblendete Hafengeräusche, die eine authentische Atmosphäre vermitteln.
Doch verstärkt fragen sich viele Sehleute, wo die Schiffe mit ihren Seeleuten zu sehen sind. Eine umfassende Antwort darauf kann nur der Schiffsmeldedienst geben mit Standort Bubendeyweg 33 in Finkenwerder, einem historischen Gebäude, das gegenüber vom Dockland auf der anderen Elbseite liegt. Ihn gibt es schon seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine ersten Standorte befand sich damals in Cuxhaven an der Elbmündung sowie in Hamburg beim damaligen Baumhaus auf dem Vorsetzen (Baumwall bzw. bei der Sir William Lindley Skulptur) sowie an der „Alten Post“ in der Poststraße nahe Gänsemarkt.
Heute erfolgen die ersten Schiffshinweise durch das Feuerschiff Elbe I im Mündungsgebiet der Elbe. Seit 1955 befindet sich die Zentrale des Schiffsmeldedienstes an der Elbchaussee und in einer Nebenstelle an den St.Pauli Landungsbrücken. Einer der Abnehmer der Informationen ist das Oberhafenamt mit Sitz in der Speicherstadt Block P, nicht zu verwechseln mit der Oberhafenkantine in der HafenCity.
In krassen Widerspruch dazu die mittig in der Rathausdiele in 2008 zu sehende Ausstellung „Hamburger Hafen im Nationalsozialismus“. Zu Beginn vermittelten glanzvolle Stapelläufe von Schlachtschiffen wie der „Bismarck“ noch Arbeit und Wohlstand. Doch Bilder über den Einsatz Tausender Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter*innen in den Docks und Kaispeichern verweisen auf das tatsächliche Gesicht der Schreckensherrschaft. Die sehenswerte Schau dokumentiert die Entwicklung des Hafens unter den Nazis, zeigte Zwangsarbeit mit allen seinen schrecklichen Begleiterscheinungen und den Arbeiterwiderstand.
Historische Hafen mit Zukunftsperspektiven
Sie wollten schon immer mal in den Hafen. Insbesondere noch den musealen Teil sehen, bevor er im Rahmen der Umstrukturierung des Hamburger Hafens nur noch aus neuer Technik besteht:
· Erneuerung der Ernst-August-Schleuse (Wilhelmsburg),
· Zuschütten des Petroleumhafens (Waltershof),
· Brückenneubau über den Köhlbrand,
· Bau der Hafenquerspange (Kattwyk),
· Abriss des Überseezentrums (Kl. Grasbrook) für einen neuen Stadtteil, nachdem Hamburgs Olympia-Bewerbung gescheitert war und diese Fläche dafür und für einen angedachten Standortwechsel der Universität Hamburg nicht mehr freigehalten zu werden brauchte.
Dann man los; nicht nur am Hafengeburtstag!