Hochwasser und Sturmfluten sind in Hamburg bekannte Termini.
Sie verstärken sich infolge der erkennbaren Folgen der fortschreitenden Klimawandels. Der messbare Meeresspiegelanstieg und veränderte Tidewasserstände haben zur Konsequenz, dass während einer Sturmflut die Entwässerung zunehmend eingeschränkt wird.
Das führt zu einer höheren Gefahr von Binnenhochwasser. Zumal die verstärkte Versiegelung innerstädtischer Flächen sowie die Zunahme der Niederschlagsintensität im Sommer und der Niederschlagsmengen im Herbst und Winter zusätzlich einwirken.
Hochwasserrückhaltebecken sollten deshalb durch neueste Technik optimal genutzt und ggfs. in erkennbar kritischen Bereichen auch innerstädtisch neu gebaut werden. Dafür wird u.a. angedacht, Sportplätze einzusetzen. Im Notfall sollen sie wie Auffangbecken wirken.
Im Hamburger Staatsgebiet stellen die Vier- und Marschlande im Bezirk Bergedorf ein besonderes Gebiet dar. Auch sie unterliegen wie Stadtteile im Hafengebiet (Franco, Moorburg, Neuenfelde) bei fehlendem Hochwasserschutz der Gefahr, bei Sturmfluten überschwemmt zu werden. Doch im Gegensatz zu den vorgenannten Stadtteilen liegen die Vier- und Marschlande außerhalb der Elbe als Bundeswasserstraße und erhalten kaum finanzielle Förderung für Gefahrenschutz durch den Bund. Gleichwohl sind sie besonders betroffen, da
- sie durch die Süderelbe und durch die Dove Elbe inselgleich von Wasserläufen umgeben sind und ebenfalls dieser Gefahr unterliegen,
- der westliche Teil des Marschlandes Geländehöhen zwischen NHN -1 m und NHN +1 m aufweist ((das Normalhöhennull (NHN) ist die Bezeichnung der Bezugsfläche für die Angabe von Höhen über dem Meeresspiegel in Deutschland. Es ist seit 1993 der Nachfolger des 1879 eingeführten Normalnull (NN)),
- die Finanzierung notwendiger Maßnahme überwiegend durch Hamburg aufgebracht werden muss.
Binnendeiche in den Vier- und Marschlanden
- sind in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt worden + nicht mehr robust genug,
- sind belastet durch alte / historische Bebauung; sie schadet oftmals der Deichsicherung (3.Foto).
Schöpfwerke + Schleusen sind für diesen Bereich nicht ausreichend vorhanden.
- Die Tatenberger Schleuse (1.Foto) befindet sich an der Mündung der Dove Elbe in die Norderelbe und wurde 1952 fertiggestellt. Zusätzlich funktioniert sie als Schöpfwerk zur Regulierung eines erhöhten Wasserstandes (2.Foto). Auch ist sie derzeit nicht in der Lage, in Dürreperioden die Gräben im Hinterland mit Wasser zu füllen; daran wird seit 2024 gearbeitet.
- Es sollen an drei neuen Standorten weitere Schöpfwerke entstehen: am Oberlauf der Dove-Elbe (unweit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme), in Zollenspieker und Höhe Leuchtfeuer Bunthaus. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich auf 15 Mio.€.
- Es folgt die Krapphofschleuse von 1929 in Allermöhe. Der nachfolgnde Kanal verbindet die abgedeichte Dove Elbe mit der Bille hin zum Schleusengraben und dem Serrahn.
Dieser Graben ist einer der ältesten künstlichen Wasserstraßen Deutschlands, der die Zufahrt zum Bergedorfer Hafen darstellt. Die Schleuse wurde inzwischen für 2 Mio.€ umgebaut, um damit auch ein kritisches Volllaufen bis in den Serrahn in der City von Bergedorf zu verhindern.
So hatte Bergedorf 2022 die bisher höchsten Pegelstände im Schleusengraben durch den enormen Zufluss der Bille. Ergiebige Regenfälle im Sachsenwald sowie den Vier- und Marschlanden führten zusammen mit mehreren aufeinander folgenden Sturmfluten in der Elbe die Wasserläufe des Bezirks zu Pegelständen, die deutlich über der höchsten Warnstufe lagen. Die Folge war, dass ein Ablaufen durch die Schöpfwerke u.a. über den Schleusengraben in die Elbe nicht möglich war.
Hamburg beschaffte sich im Herbst 2024 endlich vier mobile Pump-Aggregate an mit einer Leistung von je 36.000 Litern pro Minute zur Gefahrenabwehr durch das Überlaufen auch in diesem Bereich.
Für die Neubauten wurden neue Planungen notwendig, da bestehende Daten veraltet sind. Sie müssen den aktuellen Risikobewertungen durch den Klimawandel entsprechen (Stichwort: Extremwetterereignisse). Weiter verzögern zeitaufwendige Ausschreibungen eine zügige Umsetzung der zwingend notwendigen Maßnahmen. Erforderliche Grundstücksankäufe gestalten sich zusätzlich als schwierig, da
- einige Eigentümer nur bei überzogenen Kaufpreisen verkaufen wollen,
- seitens der Stadt das Mittel einer Enteignung nicht gewollt ist, aber möglich wäre.
Zumindest durch Vorkaufsrechtsausübung werden vorausschauend inzwischen Flächen von der Stadt angekauft, die derzeit nicht vorrangig benötigt werden, aber für zukünftige Binnenhochwasser-Schutzmaßnahmen erforderlich werden könnten.
Siele und Gräben
- Eigentümer / Mieter müssen zum Eigenschutz für Kellerzugänge + tieferliegende Garagen selbständig Maßnahmen ergreifen; städtische Fördertöpfe scheinen derzeit nicht zu bestehen,
- und eigenständig + vorsorglich Versicherungen soweit notwendig + bezahlbar abschließen,
- die Stadtvertreter erklärten, leider auch keine ausreichende Mittel im Haushalt zu haben, um Siele + Gräben situationsbedingt angemessen zu reinigen.
Geestrücken in Schleswig-Holstein
Nicht nur im Umfeld des Sachsenwaldes
- fließt das Regenwasser in die Dove-Elbe,
- entstanden Einrichtungen, die den Wasserabfluss beschleunigen + verstärken; jedoch keine Auffangbecken,
- erhöhen die Wassermassen in Gefahrensituationen zusätzlich den Wasserstand in den ohnehin dann angeschwollenen Flüssen.