Wer sich für die Geschichte das Hamburger Hafens interessiert, der erinnert sich vielleicht noch an die Traditionswerft „Pohl & Jozwiak“, die etwas versteckt ihren Sitz im Kohlenschiffhafen hatte. Im März 1988 musste der Werftinhaber überraschend Konkurs anmelden, ein Schock für die Beschäftigten. Doch statt sich in die Arbeitslosigkeit abschieben zu lassen, beschloss die Belegschaft, für den Erhalt ihrer rund 130 Arbeits- und Ausbildungsplätze zu kämpfen. Sie forderte von der Stadt Hamburg und ihrer Kreditkommission, der Werft einen dringend benötigten Überbrückungskredit zu gewähren. Ein zähes Ringen begann. Betriebsrat, Vertrauensleute und Jugendvertretung der Werft luden ein zur Pressekonferenz auf der Elbe, organisierten Demonstrationen, Mahnwachen und Betriebsversammlungen vor dem Hamburger Rathaus. Zugleich wurde weitergearbeitet, um den Betrieb auf der Werft am Laufen zu halten. Die Hamburger Presse berichtete, sogar auf ihren Titelseiten. Die Kreditkommission blieb zunächst bei ihrem Nein, wollte erst Zuschüsse bewilligen, wenn sich ein neuer Eigentümer finden würde. Was scheinbar gelang, bis sich die Frau aus dem Finanzamt, die sich als Werft-Retterin feiern ließ, als erbärmliche Luftnummer erwies. Doch die Belegschaft von Pohl & Jozwiak gab nicht auf, forderte umso lauter: „Wir wollen arbeiten!“ Als feststand, dass die Werft konkursbedingt zum 30. September ihre Tore schließen würde und der gesamten Belegschaft gekündigt wurde, schien das Schicksal der Frauen und Männer von Pohl & Jozwiak besiegelt zu sein. Bis nach sechs Monaten Widerstand der Belegschaft es doch noch gelang: „Das Wunder vom Kohlenschiffhafen“.
Christian Zillich dokumentiert in seinem Buch („Das Wunder vom Kohlenschiffhafen“, ISBN 9783000770180) anhand von Artikeln aus der Hamburger Tagespresse das lange Ringen der Werftbelegschaft um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. In Interviews erinnern sich ehemalige Pohlianer und andere Zeitzeugen vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Lebensgeschichten an diese fast vergessene Episode in der Hamburger Hafengeschichte. Über 100 Fotos von Britt Strantzen und Thomas Kummerow – aufgenommen in der Zeit des Widerstands und fast alle bisher unveröffentlicht – dokumentieren den harten Alltag auf der Werft „Pohl & Jozwiak“ und den Kampf ihrer Belegschaft.
Das Kulturkarte.de-Team dankt dem Autor Christian Zillich, der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel sowie für das Fotomaterial Frau Britt Strantzen und Herrn Thomas Kummerow für die Überlassung ihrer Beiträge. Nicht unerwähnt bleiben soll der Hinweis, dass das Buch in der Shortlist von HAMBURG LESEN 2024 für die Verleihung des Buchpreises der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg öffentlich präsentiert wurde.
Bei dem Lageplan handelt es sich um einen Ausschnitt einer Hafenkarte aus dem Jahr 1921. Angaben zum Urheberrecht fehlen und werden nachgetragen, sofern uns entsprechende Hinweise bekannt werden. Darin wird der ehemalige Standort an der Norderelbe parallel zum Köhlbrand deutlich. Im Jahr 2024 befindet sich dort der Containerterminal Tollerort (CCT der HHLA) in Steinwerder. Das Hafenbecken wurde ab 2002 mit Elbsand zugeschüttet.